Samstag, 15. Februar 2014

...auch ein Huhn hat ein Herz...


Mal Hand auf ebensolches...was vom Huhn kommt auf den Tisch? Brust...sanft und saftig gebraten.
Keule...herrlich geschmort mit Orange. Beides gut.
Das ganze Huhn...wunderbar mit krosser Haut. Noch besser! Müssen wenigstens keine Teile nach Afrika geschippert werden.

Aber was ist denn eigentlich mit dem Rest? So ein Vogel wird doch nicht als hohle Hülle geboren? Da ist doch noch was drin! Da geht doch noch mehr. Magen, Leber, Herz und Nieren zum Beispiel.

Gut, ich bin ein Kind vom Lande. Und ich habe schon immer Innereien geliebt. Einfach, weil auch das zu den Tieren gehört und keiner am Tisch IIIIIHHHHHHHHHHHH, BAAAAAAAAAAHHHH oder ÄÄÄÄÄHHHHH gesagt hat. Es gehörte schon immer zum Speisepan, fertig. Gegessen wurde, was auf den Tisch kommt.

Mindestens einmal im Jahr wurde ein Schwein geschlachtet und dabei durften wir als Kinder zuschauen, wie alle Teile des Tieres verwertet wurden. Ich hatte weder Probleme damit, der Verwurstung zuzuschauen, noch die rohe Masse von Blut- und Leberwurst zu verkosten. Und sobald es das frische Fleisch aus dem Kessel gab, war ich die erste, die bei Niere, Leber, Ohr oder Schnauze ganz laut HIER schrie.
Bei uns zu Hause gab es auch die besten geschmorten Nierchen, die ich kenne. Nix mit süß/sauer. Sondern einfach nur mit ganz viel Zwiebel. Noch heute könnte ich direkt die Pfanne auslöffeln, wenn ich zu meinen Eltern komme und es danach duftet.


Also hab ich mir gedacht, es wird Zeit, dass auch mal wieder die weniger edlen Teile in meinem Kochloch verarbeitet werden sollten.


Also Herzen. Passend zum Valentinstag.
Und da eben jener in diesem Jahr auf einen Freitag fiel, welcher hier in BIW auch Wochenmarkt-Tag ist, führte mich mein Einkaufsgang gleich zum Wagen vom Geflügelhof. Und der hat wirklich alles mit, was so ein Geflügeltier so an und in sich hat.
Auch Hühnerherzen.
Dieser Muskel ist wirklich mehr, als Hunde- oder Katzenfutter. Auch wenn dass Kater Luciver irgendwie anders gesehen hat und solange Klimmzüge am Küchentisch vollführt hat, bis auch er sein Bisschen abbekommen hat (ich verspreche, dass er nächste Woche eine Portion ganz für sich alleine bekommt).

Ich war mir nicht wirklich sicher, ob meine Familie meine Begeisterung für Innereien teilt und hab erstmal nur eine (große) Handvoll genommen.

Und was mach ich jetzt damit? Ich könnt ja mal wieder in der weltbesten Facebook-Kochgruppe nachfragen, da hat mit Sicherheit mindestens einer ne Idee (jajajajaaaaa...der Drops liest sich ausgelutscht...aber bist du da schon Mitglied und kannst wirklich mitreden?)
Ich hab gefragt, gelesen und dann doch irgendwie mein eigenes Ding gebastelt.

Die Herzen muss man nicht großartig putzen, das Fett darf ruhig dran bleiben. Nur geviertel hab ich die Stücken. Bei einigen war noch etwas geronnenes Blut drin, welches sich aber recht leicht entfernen lässt.




Eine Pfanne auf dem Herd wurde heiß...richtig heiß. Rein mit den Fleischteilen und richtig schön anbraten. Rundum. Dann in Streifen geschnittene Schalotten dazu. Reichlich. Mindestens die Hälfte der Menge vom Fleisch. Und ne halbe Paprikaschote, klein gewürfelt (und für mich enthäutet). Ne Knoblauchzehe und ein Sträußchen Thymian. Ein klitzekleines Löffelchen Tomatenmark.
Abgelöscht hab ich mit rotem Port und aufgegossen mit etwas Fleischbrühe.


So wirklich lange schmoren muss das ganze nicht. Innereien eignen sich auch ganz gut zum Kurzbraten. Etwa 20 Minuten hatte ich das ganze auf der Flamme.


Ich wollte gerne Pasta dazu...Bandnudeln. Von meinem Pastateig habe ich ja schon mehrfach berichtet.  Hier könnt ihr nochmal nachlesen. Immer mit Pasta-gries und -Mehl und nur Ei...vielleicht ein paar Tropfen Wasser.

Noch ein Tipp, für alle, die gerne ihre Pasta selber machen. Es braucht wirklich keine großartigen Trocknungsgestelle. Wenn die Pasta durch die Maschine gedreht ist, einfach nur mit Pastagries bestreuen, mit den Finger auflockern und auf einem mit Gries bestreutem Holzbrett bis zur Verwendung aufbewahren. Ich lass die Nudeln auch gerne genau so vollständig durchtrocknen.


Die Pasta wird im Salzwasser ganz normal gegart.
Das Herzragout habe ich final noch einmal abgeschmeckt. Wenn du es nachkochst, machs wie ich. Nimm eine feingemahlene Mischung aus Kubeben- und Szechuan-Pfeffer. Das ist echt der Hammer!!!!

Wie es meiner Familie geschmeckt hat?
Ich konnte gerade noch ein paar Fitzelchen Nudeln und etwas vom  Ragout sichern, um ein Foto zu machen.
Und Herr Kampi meinte, dass ich das durchaus wieder mal auf den Teller bringen sollte. Das macht mich jetzt schon ein bisschen stolz.

sehr lecker und passend war das Petersilienöl mit etwas Zitrone

Also, ein Herz für Tiere...und alle, die auf Nachhaltigkeit stehen. Bitte bitte verschmäht die "weniger edlen" Teile nicht!Sie schmecken gut. Und noch dazu kosten sie für den Genuss nur ein Bruchteil von Filet oder Keule!