Montag, 17. Mai 2010

Ein Wildschweinbein das schmeckt gar fein...

Wie schön ist es doch, Leute zu kennen, die ab und an als Jäger durch den Wald pirschen, um einen Hasen, ein Wildschwein oder gar ein Reh zu schießen. Und manchmal muss man demjenigen mal einen Gefallen tun.Wenn derjenenige noch der Nachbar ist, kommt man dann auch schon in den Genuss, das ein oder andere Stück Fleisch mal zu ergattern.
Wir lieben das Wildfleisch ganz besonders. Da gibt es -beim gejagten, nicht beim Damwild - auch keine Probleme mit Lebensmittelskandalen, Cholesterin oder ähnlichem.
Und die ergatterten Stücke kommen dann in den Vorrat der Frau Kampi.

Und der Herr Kampi hatte aufgrund des schon fast herbstlich anmutenden Wetters der letzten Tage die Idee, wir holen das Vorderbein des letzten Wildschweins mal aus dem Frost.
Es war ein ganzes Stück, so mit Schulter und Haxe und... 
Da es so groß war, musste ich erst mal probieren, ob es überhaupt in meinen Bräter passt.
Da ich das gute Stück schmoren wollte, hab ich das schon am Samstag in Angriff genommen. 
Der Herr Kampi hat an dem Ganzen ja schon ein wenig herumpariert.Ich muss ja hier nicht erwähnen, dass ihm das wie immer viel Freude bereitet hat.
Als nächste hab ich das Teil mit einer Gewürzmischung eingerieben. Na gut, ich gebs zu, der Herr Kampi hat das zarte Bein massiert.
Die Gewürzmischung hab ich mal bei CHRISTIAN JÜRGENS im Kochbuch nachgelesen und mir für meinen Vorrat hergestellt. Dazu hab ich  noch ein paar mehr Wacholderbeeren und Pfefferkörner gegeben und mit einer kleinen Handvoll getrockneter Waldpilze im Hacker noch einmal zermahlen.
Auf jeden Fall hat das Beinchen die liebevolle Massage des Herrn Kampi genossen.


Dann hab ich dem Fuß die Hölle heiß gemacht, heißt ihn versucht anzubraten. War ja nicht so einfach, da das Teil gerade so in den Bräter passte.
Aber irgendwie kriegt Frau Kampi das ja hin :-)
Dann wieder raus aus dem Topf und Gemüse angeschwenkt.
Dann noch Tomatenmark mit angeröstet und mit Rotwein abgelöscht. Den Rotwein möchte ich jetzt hier nicht näher erwähnen. Ich war froh, dass sich die Wildsau damit zufriedengegeben hat.
Das Füßchen auf dem Gemüsebettchen zur Ruhe gebettet und mit Thymian zugedeckt.
Noch ein wenig Wildschweinjus aus dem Vorrat hinzugefügt und Wasser angegossen. Dann mit dem Deckelchen verschlossen...
Jetzt darf das ganze bei geringer Hitze im Ofen vor sich hin schmurgeln.
Dann war der Samstagabend schon reichlich vorangeschritten und das Tierchen durfte bis zum nächstenTag die Ruhe im Kalten genießen.

Sonntag morgen wars damit aber vorbei.
Der Herr Kampi befreite es aus seinem glitzenden Gefängnis und löste das Fleisch vom Knochen. Es war butterzart und duftete köstlich. Den entstandenen Sud hab ich durchs Sieb in einen Topf gegeben und einreduzieren lassen.
Nachdem die Soße die gewünschte Konzentration erreicht hatte, hab ich sie nur noch mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt und hab das Fleisch im Bräter damit übergossen, um es dann nur noch warmziehen zu lassen.
In der Zwischenzeit hab ich ein Kartoffelpürree gezaubert, ganz klassisch mit Milch und nicht mit Sahne. Das hab ich dann noch ein wenig aufgepeppt, indem ich getrocknete Steinpilze erst eingeweicht, dann ausgedrückt und mit einer zerkleinerte Schalotte in Butter angeschwenkt habe. Das ganze hab ich mit klein gehacktem Thymian unter das Mus gehoben. Das ganze hatte ich als kleines Türmchen angerichtet und ein paar kross gebratene Kartoffelwürfelchen noch oben aufgegeben.
Dazu hatte ich noch ein paar Spargelstangen als Gemüse gebraten, der war noch im Vorrat. Hätte gern irgend ein anderes Gemüse gehabt, aber der Markt am Freitag hat nichts passendes für mich bereitgehalten.


So richtig kam er nämlich nicht gegen die starken Aromen von Fleisch und Pürree an. Was solls!
Und da wir reichlich Fleisch und Soße hatten, gab es das Ganze heute Mittag einfach noch mal mit Bandnudeln!

9 Kommentare:

Siglinde vom Ideentopf hat gesagt…

Kompliment, ein richtig tolles Sonntagsessen. Leider habe ich keinen solchen Nachbarn und am Sonntag ist meine Küche am wenigsten in Betrieb, also komm ich bei dir vorbei :)

...Frau Kampi... hat gesagt…

Aber bitte meine Liebe, komm dich dann im Gegenzug auch besuchen:-)
Mal sehn wems beim andern dann besser gefällt;-)
Aber ist ja nicht mehr lang, im Juni fährt die Familie Kampi in Urlaub, juuhuuu!
Soll ich dir ne Wildsau mitbringen?

Kochfelder hat gesagt…

Ist an deinem Mann ein Metzger verloren gegangen? Oder ist er Metzger? Dein Gericht sieht fantastisch aus. Mein Mann liebt auch Wildschwein, ich weniger. Aber leider läuft uns selten eins über den Weg!

...Frau Kampi... hat gesagt…

Naja, TFaK, er ist, sagen wir mal ein Naturbursche...
Deshalb auch seine Affinität zu den Bergen, hat seine ursprunglichen Wurzeln da. (Wär aber jetzt hier eine zu lange Geschichte. Vielleicht erzähl ich sie mal in der Zweigstelle:-) )
Er will damit wahrscheinlich zeigen, dass er in der Wildnis berleben könnte.
Er hat das Wildschwein übrigens im Ganzen mit der Decke bekommen...

Arthurs Tochter hat gesagt…

Liebevolle Massagen werden immer gerne genommen!

Suse hat gesagt…

Ich gehöre auch zu den Glücklichen, die den ein oder anderen Jäger im Umfeld haben. Da es so viele Wildschweine gibt, werden die von "meinem" Jäger als Frischling bzw. Überläufer geschossen, das Fleisch ist unglaublich mild und zart.
Was meinst du mit dem Hinweis, dass die Vorteile von Wildfleisch nicht für Dammwild gelten?

...Frau Kampi... hat gesagt…

Damwild ist zwar dem Namen nach Wild, wird aber im Gehege aufgezogen und zusätzlich gefüttert. Der Geschmack ist mit Wild aus dem Wald überhaupt nicht zu vergleichen.
Und ich hab eben mit dem Zusatzfutter so meine Probleme, da man nicht immer wissen kann, was zugefüttert wird. Und der Auslauf ist bei Damwild auch nicht so groß.
Also ich hab lieber Schwein und Reh aus dem Wald.

Jutta Lorbeerkrone hat gesagt…

Von solchem Essen traeume ich am Sonntagsmorgen wenn ich meinen Kuehlschrank aufmache und mir gaehnende Leere entgegenblinzelt. Massage post-mortem werde ich mir auf jeden Fall merken, kann man ja bestimmt auf andere Stuecke anwenden...

Toni hat gesagt…

Wir gehören auch zu den Glücklichen mit Jägern/Förstern im Bekanntenkreis. Und wenn wir das letzte Stück nicht schon kürzlich geschmort hätten. Jetzt wär's fällig :)!