Nach den schlimmen Meldungen der letzten Tage ist es nicht wirklich leicht zur normalen Tagesordnung überzugehen. Aber den Japaner hilft es wohl nicht, wenn ich hier in Lethargie verfalle. Da ich also im Moment nicht wirklich was tun kann, um das Leid der Menschen in Japan zu mildern, werde ich weiter aus meiner Küche berichten.
Im Moment haben wir ja Fastenzeit. Bei einigen Bloggern hab ich dazu auch schon den ein oder anderen Beitrag gelesen.
Nun will ich nicht unbedingt richtig fasten. Da fehlt mir ein wenig die Muße dazu. Denn ich möchte nicht zur Arbeit gehen, wenn ich nebenher nichts anderes zu mir nehme, als Tee und vielleicht etwas Obst. Ich hab echt keine Lust jedem erklären zu müssen, warum ich denn den Nachmittagskuchen schon wieder verschmähe. Obwohl, wenn es danach geht, habe ich immer Fastenzeit. Ich muss keinen Kuchen zu Kaffee haben.
Wobei so eine Woche (oder auch zwei) Fasten in einem Kloster oder so dann doch mal irgendwann was für mich wären. Aber wie gesagt, im Moment fehlt mir da wirklich der Nerv dazu.
Aber so ein ganz klein wenig verzichten möchte ich schon. So habe ich für mich und meine Familie entschieden, den Fleischkonsum zu reduzieren, beziehungsweise so lange es geht ganz ohne auszukommen. Ob ich das bis Ostern schaffe, weiß ich noch nicht.
Dem junior möchte ich es nicht unbedingt zumuten, da er ja jeden Tag sein Pausenbrot mit in die Schule nimmt. Und da sollte dann auch schon etwas Wurst mit dabei sein. Es gibt dann meist noch etwas Gurke oder etwas Obst dazu, so das er sich doch recht gesund ernährt.
Die letzten Tage seit Aschermittwoch haben haben wir sehr gut fleischlos hinter uns gebracht. Zum Abendessen gab es bei uns dann auch Käse, Fetacreme, Kräuterbutter, Eisalat und auch die ein oder andere Salatgurke...
Mittags etwas Pasta, z.B. mit Pesto, ein paar Champignons mit Pimenton de la Vera...
Und dann, der Freitag abend! Meine obligatorische Frage, was es denn am Samstag zu Mittag geben solle. Die Antwort des juniors: FLEISCH!
Darauf ich: es ist Fastenzeit!!! Darauf der junior: ja und?
Ich: da verzichten wir mal auf Fleisch! Er wieder: könnt ihr ja gerne, ich nicht! Und die Diskussion wurde durch den herrn des Hauses noch angeschürt. Er merkte an, dass ja noch das schöne Kaninchen im Kühlschrank in seinem Vakuummäntelchen auf seine Zubereitung warten würde. Mein Vorschlag, das Tier doch bis Ostern einzufrieren, stieß bei beiden Männern auf wenig Gegenliebe. Na danke!
Ich stimmte meinen Männern dann zu. Deshalb gab es am Samstag Margits Kaninchen a la Bouillabaisse. Nur die Vorderläufe und ein paar Kleinteile, die Keulen warten auf uns bis Ostern.
Und den Rücken haben wir schon am letzten Montag gegessen.Vor dem Beginn der Fastenzeit.
Wirklich sehr köstlich, Margits Rezept, wobei ich eisern nur vom Gemüse und den Kartoffeln mit der leckeren Sauce gegessen habe. Das einzigste was ich am Originalrezept verändert habe, war, das ganze noch zusätzlich mit Pimenton de la Vera zu würzen. Aber ich schweife mal wieder ab.
Es soll ja jetzt fleischlos zugehen. Deshalb lautete meine Bedingung, dass es am Sonntag dann Forelle zu essen gäbe. Und wir auch weiterhin auf Fleisch verzichten werden, also M. und ich. Der junior darf Wurst essen, wenn er mag. Aber ich denke, wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen, wird er sich nicht ganz ausschließen können.
Damit meine Männer mir glauben, das man trotzdem lecker essen kann und es an nichts fehlen wird, hab ich nach ein paar tollen Beilagen gesucht. In meinem Kopf geistert schon einige Zeit Astrids Kohlrabi-Gemüse rum. Sie hatte Frikadellen dazu, aber wir wollten ja....
Gut ich wiederhole mich, sorry. Aber ich muss es mir ja immer wieder vor Augen führen, damit ich es auch ja nicht vergesse.
Also der Kohlrabi stand schon mal fest.
Die Knollen habe ich geschält und dann in sehr große Stifte geschnitten, etwas größer als Pommes frites. Diese werden dann ganz sanft in Salzbutter angedünstet. Sie sollen nur ganz leicht glasig werden. Dann hab ich mit Hühnerbrühe aufgegossen und einen knappen halben Becher Sahne zugefügt. Noch ein Kaffirlimettenblatt dran und vor sich hinziehen lassen. Kurz vor dem Servieren habe ich in Ermangelung des von A. verwendeten Verjus einfach etwas weißen Portwein angegossen, etwas glatte Petersilie untergehoben und noch einmal mit etwas Salz abgeschmeckt. Das sollte dann auch gleichzeitig die Sauce zu unserem Fisch sein.
Da wir aber noch etwas brauchen, was unseren Magen füllt und länger satt hält, wollte ich noch eine handfeste Beilage. Zu meiner geplant mediterranen Forelle hätten sicher Rosmarinkartoffeln gepasst. Aber zum Kohlrabi-Gemüse fand ich sie dann weniger geeignet.
Beim vorbeischlendern an meiner Kochbuchsammlung fiel mir das Buch "Menüs für alle Sinne" von Christian Jürgens in die Hände. Ich habe noch nicht allzuviel (also eigentlich gar nichts) daraus gekocht, was sich aber jetzt ändern sollte.
Passend zum Thema bin ich in einem vegetarischen Menü fündig geworden. Es sollte Nudelsäckchen dazu geben. Gefüllt mit Mangold und Zucchini. Und Ziegenkäse...
Ja Ziegenkäse, Frischkäse um genau zu sein. Da kommt der Chavroux aus dem Kühlschrank mal mit weg, dessen MHD ist ja eh fast ran. Und nach Ziege schmeckt der sowieso nicht. Das passt.
Wobei sich dann beim Durchlesen des Rezepts und dem Anschauen der Bilder rausstellte, dass es sich in der Rezeptüberschrift um einen Schreibfehler handelt. Es sind nämlich keine Säckchen, sondern Päckchen!
Und so hab ich sie gemacht:
Aus 300Gramm Hartweizengrieß, 3 Eiern, einem kleinen Schluck Olivenöl und etwas Salz einen Nudelteig kneten. Nach dem Ruhen durch die Nudelmaschine drehen, bis zur vorletzten Stufe. Dann die Nudelplatten in 12x12 cm große Quadrate schneiden und bissfest kochen.
Meine Quadrate waren ein wenig größer, sonst hätte ich ewig gemessen und geschnippelt :-)
Für die Füllung wurden eine halbe entkernte Zucchini in kleine Würfel geschnitten, die Stiele von vier Mangoldblättern ebenfalls und die Blätter in feine Streifen. Dann habe ich einen Esslöffel Butter in einer Pfanne zerlassen und die Gemüse darin angeschwitzt, leicht gesalzen und abkühlen lassen. Dazu kam dann ein Ei, etwas geriebener Parmesan und der Frischkäse. Abgeschmeckt wurde mit Salz, Pfeffer, Muskat, Zitronenzeste und laut Originalrezept Cayennepfeffer, welchen ich aber durch Szechuanpfeffer ersetzt habe.
Davon kam dann je ein Esslöffel in ein Nudelquadrat. Die Füllung hat gerade mal für 10 Blätter gereicht, wobei diese vollkommen ausreichend für unser Mahl waren. Die restlichen vorgekochten Nudelplatten durfte Herr Kampi iweder mit seinem neuen Spielzeug einvakuumieren. Das musste sein. Sonst tritt der irgendwann noch mal in den Streik, weil er mir so gar nicht in der Küche helfen darf.
Drei der Ecken sollten dann überlappend eingeschlagen werden, die vierte darunter. Hat bei mir nicht richtig funktioniert, also hab ich alle vier Ecken wie ein Briefkuvert übereinandergeklappt. Dann kamen die lustigen Nudelbriefchen in eine gebutterte Auflaufform, wurden mit zerlassener Butter überpinselt und durften dann bei 180-200°C für 8-10 Minuten meiner Forelle Gesellschaft leisten.
Ach ja, die Forelle.
Naja, so kompliziert ist das ja nicht. Waschen, schön trocken tupfen. Salzen, pfeffern. In die Bauchhöhle ein wenig Thymian und eine Zitronenscheibe. In Mehl wenden (ich hab Nudelgrieß genommen) und anbraten. Dann auf ein Backblech oder eine Reine legen, in der schon Rosmarin, Thymian und Knoblauch in einer Mischung aus Butter und Olivenöl ihr Aroma abgeben durften. Noch ein paar Zitronenscheiben dazu und etwas Weißwein angießen. In den Ofen, für ca. 20 Minuten. Der Fisch ist gar, wenn sich die Rückenflosse rausziehen lässt.
Ich hab dann noch die zweite Zucchinihälfte in Rauten geschnitten und dies dann in der Pfanne mit etwas Knoblauch angebraten und ein paar Pinienkerne dazugegeben.
Fazit:
Ein schönes, frühlingshaftes Essen. Wobei es der Forelle gar nicht bedurfte. Die Nudelpäckchen mit dem Kohlrabi sind durchaus ein eigenständiges, vegetarisches Gericht, wenn man Käse ist und die Hühner- durch Gemüsebrühe ersetzt.
Und da wir noch reichlich Fisch über hatten, wurde der zerzupft und zum restlichen Kohlrabi in die Sauce gegeben. War heute noch mal ein schönes Montagsmittagessen für uns.
6 Kommentare:
Ein löblicher Vorsatz. Und mit solchen schönen Rezepten fällt einem das auch gar nicht schwer, denke ich :)
Also ich hätte nie gedacht, dass nochmal jemand längere Posts schreibt als ich! :))
Du übertriffst mich ja noch um Längen!
Die Abwandlung mit dem Portwein ist sicher lecker gewesen. Als kleinen Tip- der Verjus ersetzt bei mir den Zitronensaft, den der Kohlrabi so liebt, also ein bisschen Säure kann nicht schaden, vor allem, da mit dem Portwein ja wieder Süße zusätzlich ins Spiel kommt.
Aber das nur am Rande...
Und ich faste ab Freitag, habe jetzt mittlerweile 2 Jahre ausgesetzt, sonst habe ich das bestimmt 15 Jahre regelmäßig zweimal im Jahr durchgezogen.
Mal gucken, ob ich´s noch kann! :) Ich werde berichten.
Forelle muss ich unbedingt einmal wieder machen. Deine Rauten würd ich allerdings auch eigenständig zubereiten. Sieht wieder einmal köstlich aus. Lg Magdi
Sieht wirklich lecker aus und auch wenn "Verzicht" nicht grade in meiner Natur liegt sind da ein paar schöne Anregungen dabei! Frau Hansen liebt ja Kohlrabi, futtert den aber immer roh. Mal schauen ob ich ihr mit dieser Zubereitung eine Freude machen kann ;-)
sieht gut aus und klingt gut! Weniger Fleischgenuss ist nicht nur gut für Blutwerte und Figur, sondern auch noch gut für die Umwelt.
LG, Christiane
@mestolo,
ja es ist mir bis jetzt wirklich nicht sonderlich schwer gefallen. Und ich hab jetzt schon 1,5Kilo runter, obwohl das gar nicht mein Bestreben war. Wahrscheinlich liegts daran, dass ich auch bei den Beilagen ein wenig auf Frisches achte...
@Astrid,
ich fand, das der Portwein eine sehr schöne Note zum Kohlrabi bringt. Ich wollte keine Zitrone nehmen, da die Sahne da gern ausflockt.
Naja und das mit der Postlänge...kann ja mal vorkommen.Manchmal krieg ich einfach die Kurve nicht :-)
Dafür hast du manchmal Überschriften, die von der Länge ein eigner Post sein könnten!
@Magdi,
ja es war schon fast ein bisschen zuviel des Guten. Aber ich hab ja schon erwähnt, dass die Nudeltaschen mit dem Kohlraabi ein eigenes Gericht wären. Schöne Grüße zu dir in den Süden.
@Alex,
ich wollt mir mit dem Verzicht beweisen, dass ich durchhalten kann. Mal sehen, wie weit ich es schaffe.
Und probier das mal für die Frau Hansen. Vielleicht auch mit dem von Astrid favorisiertem Verjus. Den muss ich mir jetzt übrigens auch mal besorgen.
@Christiane,
ich hab da zwar immer als erstes mich und meine Gesundheit im Sinn, aber so unrecht hast du nicht. Es hängt irgendwie alles zusammen.
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