Mittwoch, 1. Februar 2012

Tunken wir mal sächsisch

Und wieder ist ein Event im Gange...initiiert von Heike, zusammengefasst von Zorra. Diesmal geht es um Tunke.
Ob mir da was richtiges einfallen würde, wusste ich nicht. Ich hab einige Zeit nachdenken müssen. Erstmal hab ich mich dem Thema sprachlich genähert.

Deshalb nutzen wir das doch, um einen kleinen Exkurs ins Säggs´sche (sächsische) zu machen.

Getunkt wird bei uns natürlich nicht. So fein wird gerade hier in der Oberlausitz nicht gesprochen.
Bei uns wird gediddschd. Wobei dass, worein wir etwas diddschn nicht die Diddsche ist. Bei uns wird in Briehe gediddschd...oder de Semml in´n Kaffee, der bei uns wirklich Kaffee heißt und nicht e Schälchn Heeßn, wie so oft zu lesen ist.Und bei uns wird de Wurschd in´dn Senf gediddschd. Senf hat bei uns schließlich Tradition. Bautzen, die Senfstadt des Ostens liegt gerade mal 20 Kilometer weit weg von hier. Aber das ist ein anderes Thema. Bleiben wir beim diddschn.

Da wir im Moment den TK zum bersten voll mit Wildfleisch haben, stand ziemlich schnell fest, was gediddschd werden sollte. Beim zerteilen bleiben ja viele Stücke übrig, die sich sehr gut zum Wolfen eignen, z.B. von Hals oder Reststücke von Wade und Bauch.

Da hab ich mir doch gleich mal ein paar solcher Teile von Reh und Wildschwein aus dem Kühler geholt und mit etwas Südtiroler Speck durch den Wolf gedreht. Das ganze mit brauner Zwiebel, etwas eingeweichtem Brötchen und Ei vermengt, mit reichlich Wacholder, Salz und Pfeffer gewürzt, zu kleinen Buletten geformt und ausgebraten.

Fehlt jetzt nur was zum reindiddschn...
Ich hab schon des öfteren von Himbeerketchup gelesen. Das hat mich dann interessiert. Aber Himbeeren gibts jetzt im Winter nicht und so richtig passend würde ich sie zu meinen Bulettchen auch nicht finden.
Aber Preiselbeeren find ich sehr passend zum Wild. Deshalb hab ich mich gleich dran gemacht, einen Preiselbeer-Wacholder-Ketchup zu basteln. Angelehnt hab ich mich dabei an ein Rezept aus e&t.

In den Tiefen meines Vorratsschrankes hab ich noch ein Glas selbstgepflückte und in leichter Zuckerlösung eingekochte Preiselbeeren gefunden.
Die hab ich über einem Sieb abtropfen lassen. Den Saft hab ich zu einem dicken Sirup eingekocht.

In einem zweiten Topf habe ich Zucker zu einem hellen Karamell geschmolzen.  Dahinein sind die abgetropften Beeren (220gr.) gewandert. Und eine ordentliche Portion gemörserter Wacholder.  Abgelöscht mit ein wenig Himbeeressig und mit dem Sirup aus den Beeren aufgegossen. Dazu kam dann eine kleine Flasche selbstgemachter Ketchup (etwa 250gr.). Im Kühlschrank fanden sich noch drei Flaschentomaten aus der Dose, also hinein damit. Ursprünglich wollte ich keinen Ingwer dazu geben. Aber nach dem ersten Verkosten fand ich ihn dann doch recht passend. Nur auf den Chili aus dem Originalrezept hab ich verzichtet. Nachdem alles schön sämig eingekocht war, hab ichs durch die flotte Lotte gedreht, wodurch alle kleinen Kernchen entfernt wurden und das Ganze eine schön sämige Konsistenz bekam.
Ein wenig Salz noch dazu und fertig war ein ganz tolles, wohlschmeckendes Tunkenetwas.


Ich werde mir in den nächsten Tagen sicher noch einen kleinen Vorrat davon anlegen...Wild ist ja noch reichlich vorhanden.



11 Kommentare:

Barbara hat gesagt…

Klar, ditschen! So viel sächsisch kann ich auch - ich hatte erst nur die Überschrift gelesen und kam natürlich selbst auf die Vokabel. :-)

Früher hatte ich mal einen Kollegen, der verwendete das Wort ditschen immer, wenn ihm kein anderes Wort einfiel.

Wildbällchen mit Preiselbeer-Ketchup, klasse gemacht!

C. K. hat gesagt…

Hallo Sandra,
herrlich was Du so über das Diddschen schreibst. Und Preiselbeer-Tomaten(diddsche)kann ich mir nicht nur zu Wild vorstellen. Kann man bestimmt auch ne Wurscht neinddiddschen.
Sächsisch schreiben ist schon irgendwie komisch!
LG, Christiane

Barafra hat gesagt…

Mmmh, Sandra, das klingt echt lecker, dein Gediddsche :-) Als nächste Variante kannst du dann kommenden Sommer sehr reife Kornelkirschen verarbeiten, das kommt sehr gut zu Wild :-)

Liebe Grüße mit dem Kochlöffel von
Barbara :-)

Heike hat gesagt…

Bin begeistert!
Super Idee mit dem Preiselbeerketchup zum Wild :)
In Briehe diddschn, oh mann...

Kerstins Speisekammer hat gesagt…

Mensch Sandra, so viele Dinge kann ich gar nicht auf meine Nachkochliste setzen... aber der Preiselbeerketchup kommt auf jeden Fall dazu....
Klasse!!

tat hat gesagt…

Lecker ...!!
Bin zwar absolut kein Wildfan aber die würde ich probieren.
Lieben Gruss
Mela (die auf ihrem Blog auch tunkt)

zorra hat gesagt…

Danke für die Aufklärung, ditschen konnte ich nämlich nicht zuordnen. Mmmh, und die Buletten mit Edel-Ketchup sehen köstlich aus!

Claus hat gesagt…

Geditscht wird bei uns auch. Ostern. Eierditschen. Gleiches Wort - andere Bedeutung. Tolles Ketchup!

Verboten gut ! hat gesagt…

So als Saarländerin mit Dialekt tut man sich echt schwer mit Säggs´sch .... aber den Dp bekomme ich hin ;o)
Der ist echt interessant .

Lg Kerstin

...Frau Kampi... hat gesagt…

Freut mich, wenn euch mein Ketchup gefällt. Mit dem sächsischen haben sicher viele ihr Problem gehabt. Aber ich tu mich auch schwer, wenn ich zum Beispiel hessisch oder bayrisch lese...
Ich werde aber so ab und an mal wieder einige sächsische Vokabeln hier veröffentlichen. Wenn ihr mögt.

WineDineDaily hat gesagt…

Vielen dank fur das Preiselbeerketchup Recept.
Schonen Gruß aus Kalifornien
Judit und Corina