Sonntag, 24. Oktober 2010

...ein ganz besonderes Parfüm...

...hab ich bei mir im Schrank.
Aber es ist kein kostbares Duftwässerchen.
Obwohl, ein Wässerchen ist es, und ein kostbares noch dazu.

 
Es ist ein "Parfüm de Vie" aus Gellerts Butterbirne aus der Brennerei "Augustus Rex". 100%Destillat, 71%vol.

Das war vor einigen Jahren  ein Weihnachtsgeschenk an den Herrn Kampi von der Frau Kampi.
Der Herr Kampi hat ein Faible für reine Obstbrände, wenn sie gut sind. Und am liebsten mag er Spezialitäten, die es nicht überall zu kaufen gibt. Da wird im Urlaub schon mal ein Kastanienbrand erstanden, oder ein Vogelbeer, oder, oder...

Und als seine Leidenschaft noch so ziemlich am Anfang war, hab ich mal einen Artikel in der "essen und trinken" über die erste sächsische Spezialitätenbrennerei in Dresden gelesen. Eben jene "Augustus Rex".

Bis dahin nur in Fachkreisen bekannt.
Ein Schweizer, der nach der Wende in den Osten ging, Streuobstwiesen vorfand und die verrückte Idee hatte, dieses Obst zu feinen Destillaten zu brennen. Den besten Obstbrand wollte er seinerzeit erzielen. Dieses Ziel ist ihm auch geglückt, haben doch seine feinen Wässerchen schon zahlreichste Preise eingeheimst. Und vor Jahren hat seine Brennerei dann auch dieses lukullische Parfüm entwickelt. Und ich hab es verschenkt, als Rarität.

Nur was macht man damit?
Man kann Birnendesserts damit parfümieren.
Und es ist ein toller Partygag. Wenn man das Parfüm aus dem Schrank holt und sich und den anderen dann wie ein Mundspray in den Rachen sprüht. Aber sonst ist es nur etwas, was im Schrank steht.
Eigentlich viel zu schade.

Heute hab ich es mal zum Soße aromatisieren "missbraucht".

Im Frost wartete ja noch etwas von dem monströsen Steinbeißer. Und den sollte es geben, da der junior noch nix davon abbekommen hatte.

Schon beim Auftauen hatte ich festgestellt,dass das Einfrieren dem Fisch nicht unbedingt gut getan hat.
So entstand die Idee ihn mit einer Haube zu überziehen. Die hab ich aus gekochten und gestampften Kartoffeln und Petersilienwurzeln, Sahne, Blattpetersilie -kleingehackt-, Zitronenzeste, Parmesan, Salz und Pfeffer gerührt und auf dem leicht angebratenen Fisch verstrichen und im Ofen gratiniert.

In der Zwischenzeit hab ich einen Soßenansatz hergestellt: Zwiebeln andünsten, Knoblauch dazu, mit ein ganz klein wenig Pernod ablöschen, reduzieren, Noilly prat dazu, selbe Prozedur, Fond dazu, aufkochen, Sahne dazu, ziehen lassen. Dann den Soßenansatz durch zwei geteilt. In einer Sauteuse eine klein geschnittene Williamsbirne anschwitzen und mit einem Schlückchen des Parfüms angießen (in Ermangelung dessen tuts sicher auch ein normaler Williamsbrand), dann gelbe gegrillte gehäutete Paprika dazugeben (bei mir aus der Reserve), weich kochen lassen und pürieren.
In den zweiten Soßenansatz rote gegrillte Paprika geben und etwas von meiner Chilisoße zugeben, ebenfalls pürieren. Beide Soßen mit Zucker und Salz abschmecken.
Das ganze hab ich auf einem Carpaccio von roter Bete angerichtet. Diese hab ich während der Ofen vorheizte, in Alufolie mit grobem Salz und Olivenöl verpackt, weich garen lassen.
Auf die dünnen Bete-Scheiben hab ich etwas Fleur de sel gestreut und mit gutem Olivenöl beträufelt, bevor ich den Fisch drauf angerichtet hab. Leider ist mein vorsintflutlicher Backofen nicht zum Gratinieren geeignet, so dass die Kartoffelhaube nicht richtig knusprig geworden ist. Aber dem Geschmack hat das keinen Abbruch getan.

 
Bei der Fachsimpelei, die sich immer bei uns an das Essen anschließt und bei der der junior sich auch immer rege einbringt, sind wir auf die Idee gekommen, dass sich das Ganze sicher auch sehr gut mit einem Karpfenfilet realisieren lassen müsste. Dann könnte man der Haube einfach noch etwas frisch geriebenen Meerretttich zufügen.
Werd ich glaub ich demnächst mal ausprobieren.

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