Donnerstag, 24. März 2011

Ein schönes Mädchen ist schnell verlassen, eine gute Köchin nicht...

Diesen Satz hab ich am letzten Freitag auf dem Wochenmarkt von einer älteren Dame gehört, als ich beim Geflügeldealer in der Schlange stand, um den Gockel für das sonntägliche Mahl zu besorgen. Ich musste schon sehr schmunzeln. Noch mehr, als sie dann noch anfügte, dass sie ja schon über 40 Jahre verheiratet sei.
Gut, ob das an ihren Kochkünsten liegt, kann ich nicht beurteilen, aber irgendwie hat sie recht, oder?

Ich hab euch ja angedeutet, dass ich diese Woche mit meiner Posterei etwas das Programm umgestellt hab. Ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse.
Gestern hab ich euch ja schon den Mund etwas wässrig gemacht, wie ich den zahlreichen Kommentaren entnehmen konnte.
Ihr habt ja auch schon fleißig geraten, was dahinter stecken könnte. Aber so richtig richtig gelegen habt ihr nicht. Deshalb werde ich das Gehaimnis mal lüften.

Das Mittagsmahl bestand diesmal aus Vor- und Hauptspeise.

Als Hauptgang gab es den Gockel, der eigentlich ein wunderschönes goldgelbes Maishuhn war.
Das hat mir der Herr Kampi erstmal ordentlich in Brust und Keule zerlegt. Die Karkasse wanderte dann in den Topf, um daraus einen wunderschönen Fond zu kochen, der dann auch die Grundlage für die Sauce bildete.
Unter die Haut hab ich ordentlich Kräuterbutter geschoben, die Teile dann angebraten, etwas Gemüse in der Pfanne angeröstet, mit Wein und dem Fond aufgefüllt und mit einer zerteilten Orangeund etwas Knoblauch und Lorbeer in den Ofen geschoben.  Nachdem die Brüste fertig geschmort waren, durften sie in Alufolie gewickelt auf die Keulen warten.
Die Sauce durch ein Sieb gegeben, etwas einreduziert, mit Butter gebunden und fertig.

Dazu gabs Bandnudeln aus eigener Herstellung. Das bewährte Rezept. Wobei ich diesmal eine ordentliche Portion Pimenton de la Vera untergemischt habe. Das ergab nicht nur eine schöne orange-rote Farbe, sondern einen herrlichen fast Chorizo ähnlichen Geschmack.


Passte super zu dem Huhn. Für die Farbe auf dem Teller gabs dann noch ne Portion frischen Spinat aus der Pfanne dazu, der mit selbstgemachter Kräuterbutter abgeschmeckt wurde.

...da konnte einer nicht warten und hat schon genascht

Das Hauptgericht alles in allem nicht sonderlich spektakulär, wobei mir der Pastageschmack aber wirklich gut gefallen hat.

Aber die Vorspeise war das Highlight. Super toll im Geschmack, frisch, würzig...Und optisch ein Kracher. Habt ihr ja schon bemerkt.


Und total easy vorzubereiten.
Das Originalrezept stammt von Cucina Piccina, da hieß es Meerettich-Buttermilch-Pannacotta.

Ich hab mich eigentlich zu fast 100% an das Originalrezept gehalten. Deshalb schreib ich das gleich mal ab:

4 Blatt weiße Gelatine
25 g frischer Meerrettich
250 ml Buttermilch
150 ml Schlagsahne, Salz
Blütenpfeffer (nach Belieben)

1. Für die Pannacotta die Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Meerrettich schälen und fein (fein!) reiben. Meerrettich, Buttermilch und 100 ml Schlagsahne verrühren. 2. Die restlichen 50 ml Schlagsahne in einem kleinen Topf erwärmen. Von der Kochstelle nehmen. Die Gelatine ausdrücken und unter Rühren in der warmen (nicht zu heißen) Sahne auflösen. Die Gelatine-Sahne-Mischung nun unter die Meerrettich-Buttermilch rühren. Kräftig salzen. In 4 Förmchen füllen, mit dem Blütenpfeffer bestreuen und abgedeckt mindestens 4 Stunden (oder über Nacht) kalt stellen.

Kleine Änderung meinerseits:
  1. Blütenpfeffer hatte ich nicht --> weggelassen
  2. die Sahne vor dem Mischen leicht schaumig geschlagen -->sorgte für den nötigen Fluff und deshalb war es dann auch mehr eine Mousse als eine Panna Cotta
  3. das ganze im Eiswasser vorsichtig kalt gerührt, bis es anzog, damit ich dann eine ordentliche Portion Kresse unterheben konnte und diese sich gleichmäßig verteilte
In Espressotassen verteilt, durften die dann über Nacht kalt stehen. Am Sonntag hab ich die Förmchen in heißes Wasser getaucht und die Mousse auf Teller gestürzt. Dazu hab ich dann ein paar Scheiben rotfleischige Forelle gereicht, die ich schon einige Tage zuvor so gebeizt hab:
 
2 frische Forellenfilets (a`125-200 gr.) mit der Pinzette entgräten und mit der Hautseite nach unten in eine flache Schale legen.
4 Wacholderbeeren, 1Tl Koriandersaat, 5 Pfefferkörner im Mörser grob zerstoßen.
1Tl Zucker (ca. 8 gr.)und 1El Meersalz (ca.12 gr.)zufügen, fein zerstoßen und über dem Fisch verteilen.
1Bund Dill hacken und ebenfalls auf den Fisch streuen.
Den Saft ½ Zitrone und einige Spritzer Holunderblütensirup (ich verwende gern auch Holunderblütenlikör statt des Sirups… Gin geht aber auch! Notfalls ganz weglassen!) über den Fisch geben.
2 Orangen schälen( Bio-Orange mit Schale) in Scheiben schneiden und auf den Fisch legen. Bei der rotfleischigen Forelle nehm ich am liebsten Blutorangen.
Abgedeckt und eventuell beschwert im Kühlschrank mind. 12 Stunden ziehen lassen. 
Zum Servieren in dünne Scheiben schneiden.


Dazu gab es dann einige in sehr dünne Scheiben geschnittene Radieschen, die mit einer Vinaigrette aus Blutorangensaft, Olivenöl, Rotisseur-Senf, Salz, Pfeffer und Zucker angemacht wurde.



Frühlingsfrisch das ganze auf dem Teller, das hat uns sehr gefallen. Das Wetter passte ebenfalls dazu.
Und da der Frühling hoffentlich noch lange dauert, werde ich das Ganze sicher noch mal machen... Vielleicht als Teil des Kampi-Geburtstags-Büfett, mal sehen.

10 Kommentare:

C. K. hat gesagt…

Liebe geht durch den Magen-das ist vielleicht die passende Volksweisheit zu Deiner Überschrift! Danke für das Pannacottarezept- wird meinen Mann vielleicht erfreuen, der liebt Meerrettich!
Ein schönes Wochenende, Christiane

Peter hat gesagt…

Und jetzt stell Dir vor, das schöne Mädchen kann kochen!!! :)

zorra hat gesagt…

Die "Chorizo"-Bandnudeln gefallen mir besonders gut. Rezept ist notiert.

Sylvia hat gesagt…

Das Panna Cotta-Rezept von Sophie hab ich mir auch schon vorgemerkt, sieht echt lecker aus!

Kochfelder hat gesagt…

Ich habe dir noch nie gesagt, wie gut uns deine gebeizte Forelle mit dem Kartoffel-Linsen-Schwarzwurzelsalat geschmeckt hat. Und das werde ich auch sofort ausprobieren! Danke!!

Suse hat gesagt…

Lässt der Satz der Dame jetzt darauf schließen, dass sich lang verheiratete Köchinnen und schöne Mädchen ausschließen ? :o)

frau hat gesagt…

Sieht verdammt lecker aus! Das Rezept ist für mich. Tolles Essen, das ist total nach meinem Geschmack!

Alex [Chef Hansen] hat gesagt…

Wie verhält sich das denn mit kochenden Männern?

Ich hetze grade durch´s Netz und lass mich für meine heutigen Hähnchenkeulen inspirieren - erst von Alice, bei Astrid war ich schon und jetzt bei dir... Mal gespannt was am Ende dabei rauskommt ;-) Wahrscheinlich Orangenschenkel mit roten Nudeln und Gin-Petersilien-Sauce...

petra hat gesagt…

Die Vorspeise sieht verdammt lecker aus, und scheint einfach in der Zubereitung!

...Frau Kampi... hat gesagt…

@Christiane,
probier das rezept ruhig mal aus. Mit dem Meerettich kannst du dich ja vorsichtig rantasten. Das magst du sicher auch, nicht nur dein Mann.
@Peter,
die schönen Mädchen können meistnur leider schön gucken. Und die jungen sowieso...
@Zorra,
bei mir gibt es auf jeden Fall eine Wiederholung.
@Sylvia,
berichte doch mal, wie es dir geschmeckt hat.
@Magdi,
das freut mich ganz besonders, wenn dir eines meiner gerichte so toll geschmeckt hat. Und der gebeizte Fisch ist wirklich universell einsetzbar und variabel.
@Suse,
naja, wenn ich so drüber nachdenke...ist eine lang verheiratete Köchin denn noch ein schönes Mädchen? Meist gerät man dann doch im Laufe der Jahre etwas aus der Form...und daran ist nicht immer das Kochen schuld :-))
@frau,
danke für dein Lob!
@Alex,
ja so ein Ritt durchs Netz macht einen kreativ...oder konfus!
@Petra,
das war auch beides der Fall!