Montag, 2. Mai 2011

Osternachlese

Wenn mich jetzt nicht bald mal beeile, meine Osternachlese hier zu veröffentlichen, will sie entweder keiner mehr lesen oder das nächste Osterfest ist scon wieder ganz nah gerückt. Also leg ich jetzt mal los!

So ein paar Feiertage verbunden mit den dazu nötigen freien Tagen sind doch immer irgendwie Stress, findet ihr nicht auch?
Da wünscht man sich vorher eine frohe und entspannte Zeit und dann drehen doch alle irgendwie am Zeiger.

Das geht schon damit los, dass man es kaum erwarten kann, bis der lange ersehnte Besuch der lieben Menschen, die man viel zu selten sieht, endlich da ist. Dann muss dessen Zeit- und Besuchsplan in die eigene knapp bemessene Zeit eingepasst werden. Man will ihn ja verwöhnen (den Bruder der viel zu selten vom Bodensee in die alte Heimat kommt), er soll sich aber nicht bedrängt fühlen...man will so viel Zeit mit ihm wie möglich verbringen, ohne ihn zu bedrängen, man will Spaß mit ihm haben, was unternehmen, ihn bekochen. Aber er hat ja auch noch andere Verpflichtungen hier. Und man selber ja auch!
Auch die anderen Verwandten will man bekochen oder man will sich von ihnen einladen lassen.

Und das alles in den paar Tagen. Es ist doch fast ein Ding der Unmöglichkeit alle Interessen unter einen Hut zu kriegen, ohne das man dann am Tag nach den Tagen auf dem Zahnfleisch kriecht.
Mit einem guten Zeitmanagment der nötigen Angespanntheit und dem dazugehörigen Stress, bekomme ich die Sache dann doch immer wieder in den Griff. Aber die Feiertage sind einsdreiachtzehn rum. Dann bleibt dir nur ein Rückblick.
Da war Donnerstag endlich die Ankunft, verbunden mit einem gemütlichen Beisammensitzen und dem ein oder anderen Glas Wein. Nicht zu lange...
Am Freitag hab ich dann für uns und den Gast ein Frikassee vom Perlhuhn mit Frühlingsgemüse, Spargel und gelbem Reis gekocht.
 


Danach sind wir auch gleich auf Tour. Das Wetter war einfach zu schön, um zu Hause zu sitzen.
Ab ins Elbsandstein-Gebirge um dort eine kleine Tour (o.k, es war mehr ein ausgiebiger Spaziergang) zu unternehmen.



Von Hohnstein sind wir zur Brandbaude gelaufen, wo ordentlich Betrieb war. Na ja, bei der Aussicht, die man von da oben genießen kann. Gut, die Luft war etwas trüb, so dass die Fernsicht nicht ganz so optimal war...


...in Sachsen, wo die schönen Mädchen wachsen

Kurze Stärkung bei einem Bierchen ( dunkles Fassbier aus Lieske) danach weiter durch den Wald, jetzt über einen Pfad bergab bis zur Waltersdorfer Mühle. Das war ganz früher wirklich mal eine Mühle, dann später eine recht bekannte Ausflugsgaststätte und ist jetzt nur noch ein Relikt aus DDR-Zeiten. Von der Bachseite aus sieht das ganze Gelände unbewirtschaftet, ja fast verfallen aus. Erst wenn man über eine Brücke die Polenz überquert kann man erkennen, dass dort ein Biergarten bewirtschaftet wird. Wobei bewirtschaftet so was von übertrieben ist.
Man öffne ein Schiebefenster aus dem der ganze DDR-Mief noch ausdünstet, warte auf Menschen, die sich brav in eine Schlange einreihen und verkaufe Bier aus Flaschen, welche die Gäste nach dem Austrinken aber bitteschön selbst wieder in den Kasten einsortieren sollen...


Die Speisen auch aus DDR-Zeiten (was ich von den verwendeten Lebensmitteln nicht hoffe), da kriegste noch ne Essensmarke zugereicht, weil sich die Bedienung nicht merken kann oder will, was du bestellt hast. Und natürlich wird dann auch das Fertigsein des Essens lautstark unter die Gäste gebrüllt: Käse-Lauchsuppe ist fertig zum Abholen! Denn an den Tisch bringen geht ja nicht, die Schlange von drei Mann wartet aufs Bier und die Eingangstür ist ja auch verrammelt und ohne Klinke...Müsste man also einmal ums Haus!
Neeee, ich mochte da nicht bleiben, die Männer empfanden das als (N)Ostalgie.
Also sind wir von da ziemlich rasch wieder aufgebrochen, um uns den ganzen Berg wieder nach oben zu schnaufen und dann zum Auto zurückzugehen.

Das fuhr uns dann ins Landgasthaus zum Schwarzbachtal, welches der Herr Kampi uns rausgesucht hat. Ich hatte das vor kurzem im Feinschmecker entdeckt, es aber wieder vergessen.


Noch ist das Gasthaus ein Geheimtipp, was aber nicht mehr lange anhalten wird. Das essen war ein wirklicher Kracher. Fast ausschließlich regionale Produkte perfekt verarbeitet und überraschend abgeschmeckt.
Da ich nicht allzu großen Hunger hatte, hab ich mich für eine Vorspeise entschieden:
Langburkersdorfer Saibling als Parfait, Tatar und Carpaccio abgeschmeckt mit asiatischen Aromen. Ich war im siebten Himmel! Auch die Männer waren vom Essen total begeistert. Sowohl die Bäckchen, die der Bruder auf dem Teller hatte, als auch das Steak des Herrn Kampi kamen perfekt auf den Teller und den Tisch.

Gruß aus der Küche: Hummus

der Fisch

juniors Wurstsalat

Bäckchen mit bunten Spätzle


Die Weinkarte recht gut sortiert, Bier aus einer kleinen Brauerei, abseits von den großen wie Radeberger und Landskron. Und dass nur etwa 20 Minuten Fahrzeit vor unserer Haustür. Das letzte Mal waren wir sicher nicht da.
Den Samstag hab ich dann mit den Vorbereitungen für das abendliche Grillen mit Freunden sowie für das Sonntagsmenü mit den Schwiegereltern verbracht. Ich hatte ja unseren lieben freunden schon länger versprochen, wenn gegrillt wird, dann sorg ich fürs Essen. In der Metro hatte ich Kalbsrippchen gekauft, die ich in Kalbsfond erstmal weich gegart hab. Nach dem Abkühlen hab ich sie dann mit Kräutern, Pimenton de la Vera, Tomaten (aus der Dose), Orangensaft, Chili und Knoblauch mariniert. Dazu gab’s dann verschiedene Gemüse vom Grill, Brot und confierten Knoblauch.


Der Abend war recht lang und ziemlich lustig.

Da viel es mir umso schwerer am Sonntagmorgen aufzustehen. Aber es gab noch viel zu tun. 12 Artischocken wollten noch vorbereitet werden, grüner und weißer Spargel geputzt, der Kalbstafelspitz wollte in seine Brühe, das Kalbscarree anbraten und in den Ofen geschoben, Rucola schneiden, Risotto kochen, Sahne schlagen, Rhabarber fertig garen...puh! Irgendwann, gerade rechtzeitig als es klingelte, war ich mit allem fertig und wir konnten auf das vortrefflichste speisen.




Und so setzte sich das Menü zusammen:
Vorspeise: 
dreierlei vom Spargel mit gebeizter Lachsforelle
*weiße Spargelstücke im Bratschlauch mit Zitronenabrieb und Butter im Ofen gegart
*grüne Spargelspitzen sanft in der Pfanne gebraten
*die grünen Spargelstangen roh gehobelt und mit Salz, Zucker und Zitronensaft mariniert
*darauf die gebeizte Forelle und ein leichtes Senf-Dressing mit Erdbeeressig

Hauptgang: 
Kalbstafelspitz und Kalbscarree mit Rucola-Pinienkern-Risotto, mediterranem Gemüse, rohen gehobelten Artischocken und Portwein-Kalbsjus

Dessert: 
Orangen-Vanille-Rhabarberkompott mit Zitronenjoghurt und Holunderblütensahne 
*Zucker in der Pfanne zu Karamell werden lassen, mit Orangensaft, Orangenlikör ablöschen und eine Vanilleschote                 zufügen.  Etwas einreduzieren und vom Feuer ziehen.
*Rhabarber in feine Scheiben schneiden und in den Sirup geben und über Nacht kalt stellen
*am nächsten Tag nur erwärmen   
*griechischen Joghurt mit Zuckersirup und Zitronenzeste abschmecken
*Sahne steif schlagen und mit Holundersirup aromatisieren. 
*Alle Teile in der oben aufgeführten Reihenfolge in Gläser schichten und servieren
Leider konnte der Herr Kampi vor den Gästen nicht mit der gesamten Fototechnik rumfuchteln, so dass es vom Festmahl nur ein Foto vom Hauptgang gibt, auf dem auch noch der sensationelle Kalbstafelspitz fehlt.


Nach all den Strapazen hatte ich mir mein Mittagsschläfchen dann wirklich redlich verdient.

Am Abend hat uns dann mein Vater alle zum essen eingeladen. Da waren wir mal wieder in den tiefsten DDR-Zeiten angekommen. Das Restaurant befand sich die letzten Jahre wahrscheinlich mit samt seiner Crew in einem Zeitloch, was Einrichtung, Bedienung, Küche und Karte betrifft. Erspart mir aber bitte die Details, ich sag nur champignons aus der Dose!
Es ist doch aber bezeichnend und war eigentlich zu erwarten, wenn in allen Restaurants der Umgebung kein Tisch mehr zu bekommen ist, hier aber kein einziges Auto vor der Tür parkte. Auf jeden Fall haben wir noch einmal alle nett zusammen gesessen, denn leider musste ich mich am Abend schon wieder von meinem lieben Gast verabschieden, da er am frühen Ostermontag wieder die Heimreise an den Bodensee antreten musste. Danke trotzdem, liebes Brüderchen, dass du mal wieder da warst! Du bist immer bei uns willkommen.

Der Ostermontag verlief ansonsten recht entspannt, da die Mutter des Herrn Kampi uns auf das köstlichste bekochte.
Es gab ein Rehgulasch mit hausgemachten Klößen, Selleriepürree, Rotkraut (ja bei uns heißt das so und nicht Rotkohl oder Blaukraut!), Möhren und Bohnen.
Die Vorspeise war ein klassisches Ragout fin, das Dessert bestand aus Pfefferminzgelee, Zitroneneis und geschlagener Sahne mit After eight. Ich glaube ja, dass Schwiema die ganzen freien Ostertage in der Küche gestanden haben muss. Danke auch ihr noch einmal herzlich dafür!


Da das Ostermontagswetter dann doch noch einmal besser wurde, haben wir noch einen Ausflug ins Elbsandsteingebirge unternommen. Auf die Bastei. Mit gefühlten 10.000 Tourist aus aller Welt, Ungarn, Tschechien, Frankreich...allerlei englisch sprechende Nationen und natürlich Deutsche aus allen Teilen des Landes. Aber schön wars trotzdem.

Nun bin ich eigentlich froh, dass wieder der Alltag eingekehrt ist.
Wir hatten noch allerhand Reste, die ich in der Woche verkocht habe. Einiges davon ist ins Archiv gewandert, ich schau mal, wie und wann ich es verbloggen werde.

PS: Noch ein kleiner Hinweis an meine drei Gewinnerinnen: geduldet euch doch bitte noch übers Wochenende. Nächste Woche gehen eure Preise auf die Reise


7 Kommentare:

Kochfelder hat gesagt…

Da warst du aber sehr brav, auch dein Mann mit dem Fotografieren!!

Beate hat gesagt…

Oh, das hört sich soooooooooooooo guuuuuut an, seufz: Da bekomm ich echt Hunger! Könntest du bitte, bitte ein genaueres Rezept für die gegrillten Kalbsrippchen schreiben? Ich bin allergisch gegen Schweinefleisch und würd sooooo gern mal gegrillte Rippchen essen.

LG Beate

Marion Prosenz hat gesagt…

Sehr schönes Ostalgie-Zeitloch mit glücklicher Heimkehr in die vereinte Koch-Nation ;-) Und die Ziege hätt' ich gern im Garten.

Kochbuchsüchtig hat gesagt…

WOW was soll ich hier noch groß sagen.. ich bin sprachlos!! Was für ein Osterfest!! Und das Menü das Du gezaubert hast, ist ja wohl der Hammer! Wahnsinn wie Du das alles immer so schaffst. RESPEKT meine Gute, ich /wir sind sehr stolz auf Dich :o)

Und natürlich muste ich auch wieder über die kleine Reise in die DDR-Vergangenheit schmunzeln :) das kenne ich ja auch nur zu gut und bei uns im Vogtland gibt es da auch noch viele Eckchen, wo man glaubt die Zeit sei stehen geblieben.. :o)

LG Alice

Arthurs Tochter hat gesagt…

Was für ein schöner Bericht, gekrönt mit einem wunderbaren Essen! Und das alles hier einzustellen und zu beschreiben hat doch sicher genauso lange gedauert, wie es zu kochen und zu essen, oder? ;)

Arthurs Tochter hat gesagt…

Und danke für das Vereinfachen der Kommentarabgabe! :)

...Frau Kampi... hat gesagt…

Ui, ich hab euch ganz schön vernachlässigt. Sorry!
@Magdi,
ja er macht tolle Bilder, nicht wahr?
@Beate,
das ist gar nicht so schwer! Die rippchen werden einfach in einer guten Brühe, am besten ne kräftige Kalbsbrühe, vorgegart. Dann werden sie mit einer Marinade aus Dosentomaten, Orangensaft, etwas Zucker, Knobi und Chili nach Geschmack, Olivenöl bepinselt und dann gegrillt.
@Marion,
die Ziege mochte mich nicht. wahrscheinlich weil ich über ihre Frisur gelästert hab.
@Alice,
irgendwie mag ich sie ja die (N)Ostalgie. ur nicht immer!
@AT,
machmal müssen so lange Berichte einfach sein, oder? Du kennst das ja auch. Und danke für den Hinweis mit der Kommentarabgabe.