Mittwoch, 28. April 2010

Die verrückte von Labor IV- Frau Kampi wagt ein Experiment

Kennt eigentlich noch jemand diesen Film? Ich hab ihn ja persönlich nie gesehen, aber der Titel war immer so ein Schlagwort in unserer Familie. Und irgendwie passt das zu mir. Denn bei mir zischt und kocht es ja auch immer.
Und das schon wieder ein Suppentopf auf meinem Herd brodelt, ist nichts neues.
Hab am Wochenende ein Huhn erstanden, welches noch nicht verarbeitet wurde. Also schnell die Brust und die Schenkel abgetrennt und die Karkassen mit reichlich Suppengrün und Ingwer in einen Topf gegeben und mit Weißwein abgelöscht, mit Wasser aufgegossen und sich selbst überlassen.Fond kann man ja nie genug im Vorratsschrank haben.
Nach dem das Ganze dann schon eine Weile vor sich hin geköchelt hat, entschließe ich mich dann doch die Brüste- nicht meine, sondern die von dem Federvieh- in die heiße Brühe zu geben, damit sie nicht verderben. Könnte man ja zum Beispiel Geflügelsalat draus machen. Aber so einen richtigen Plan habe ich noch nicht.
Und dann hab ich ja noch ein paar(oder ein halbes Körbchen um ehrlich zu sein) Shii-Take-Pilze im Vorrat. Da war der Appetit beim Einkauf so groß, obwohl ich damit nichts rechtes anzustellen wusste. Die brat ich jetzt halt mal in der Pfanne. Den Geschmack find ich klasse. Nur beim Braten stelle ich fest, dass das ganze mehr vor sich hintrocknet, statt zu braten. Was jetzt?
Daneben steht doch der Topf mit dem Fond, ein Kellchen davon dazu und schon siehts viel besser aus. Nebenbei sind auch die Brüstchen fertig gegart. Also nehm ich sie mal raus aus dem heißen Topf, stell sie zur Seite, um sie abkühlen zu lassen.
Und was mach ich jetzt mit den Pilzen? Grübel, grübel...
Ich hatte sie doch mit dem Hühnerfond aufgegossen- da könnte doch vielleicht das Hühnerfleisch dazupassen. Also, in Scheiben schneiden und dazugeben. Und jetzt weiter?
Erst mal eine Geschmacksprobe nehmen. Passt. Was frisches fehlt, und Schärfe. Man könnte ja in die asiatische Richtung gehen. Nur hat Frau Kampi in der Richtung überhaupt nix passendes im Haus. Gut ein paar Nori-Algenblätter vom letzen Sushi-Versuch. Geschmacksprobe-Fehlanzeige.
Aus Frust hol ich mir mal ne Flasche Wein im Keller. Und was entdeckt das Kampi-Auge?
Ein paar Rhabarberstangen sind ja noch im Haus, vom Linsensalat für die lieben Kolleginnen. Nehm ich eine mit in mein Labor. Die wird auch sogleich in Scheiben geschnitten, nach dem Putzen.
Und im Vorratsschrank hab ich ja noch Mirin-süße Reisweinwürze. Woher auch immer.
Also stell ich eine Pfanne auf den Herd und geb eben jenes Mirin mal rein (habe im nachhinein festgestellt, Zuckerkaramel hätte es auch getan). Ein paar Scheibchen Ingwer in feine Würfel schneiden und mit ein paar Chiliflocken in die Pfanne geben. Den Rhabarber dazu. Nur kurz angehen lassen und vom Feuer ziehen. Und das ganze jetzt zu den Pilzen und dem Hühnerfleisch geben. Gekostet- passt zusammen. Aber noch immer fehlt irgendwas.
Denke, denke.
Asiatisch ist auch Glasnudel. Leider muss ich diese Idee verwerfen. Hat Frau Kampi im Moment nicht im Haus. Was hätten wir denn als Alternative?
Der Rhabarber passte doch zu Linsen. Also müssten doch auch Linsen hierzu passen. Ein paar rote Linsen sind noch im Schrank. Und die brauchen ja Gott sei Dank nicht lange, bis sie weich sind. Es ist ja nun schon recht spät.Gedacht, gekocht, dazugegeben. Kostprobe, es wird. Was nussiges passt zur Linse, aber Kürbiskernöl verwerfe ich heut mal, der Farbe wegen. Oh, Haselnuss-Öl ist ja noch da. Nehmen wir das!!!
Fleur de sel,des Knack wegens, beim draufbeißen. Langsam nimmt das Geschmack und Gestalt an. Säure macht einen Salat rund. Wir haben ja noch eine Limette.
So langsam ist es nun auch egal, wie spät es ist. Die Limette ist schon etwas, naja sagen wir über den optimalen Punkt, aber ein paar Tröpfchen Saft lässt sie mir schon noch. Und als restliche Säure geben wir einfach mal  Sushi-Essig hinzu. Aber immer noch nicht bin ich 100%ig zufrieden. Alle Vorratsschränke werden nun nach passendem durchwühlt. Und der Kühlschrank gibt dann den Ausschlag für die Vollendung des ganzen. Erbsensprossen, eine ganz kleine Hand voll.Der wirklich allerletzte Rest. Die kommen jetzt dazu.

Und dann der erste Löffel, ich bin ja mal sowas von begeistert. Alles passt super zusammen. Da könnte man echt mal was draus machen. Ich hol mir auch noch das Urteil von Herrn Kampi ein, auch er ist begeistert. Der Herr junior ruht leider schon, hatte wohl einen anstrengenden Tag in der Restaurantküche. So können wir ihn heute nicht mehr nach seiner Meinung fragen. Aber ich kann noch einen kleinen Rest vor dem gefräßigen Herrn Kampi retten, damit das Kind morgen kosten kann.
Zufrieden schließt Frau Kampi heut ihr Labor, das Gekochte ist geblogt. Da kann ich noch mal nachlesen und das Rezept weiter entwickeln. Vielleicht haben die lieben Blogkollegen auch noch ein paar Anregungen dazu. Bin ja mal gespannt.

8 Kommentare:

Houdini hat gesagt…

Die Sache sieht ziemlich authentisch asiatisch aus, da trau ich mir ein Urteil zu. Geschmacklich könnte ich es nur nach Verkostung oder Nachkochen beurteilen, der Zutaten wegen könnte es schmecken. Bei mir wäre sicher ein Schuss Sojasauce dazu gekommen, und Thai Fish Sauce (Nam Plaa, Fischwasser).

Kochfelder hat gesagt…

Rhabarber salzig habe ich überhaupt noch nie gegessen, immer nur süß. Muss ja eine interessante Kombination sein.

...Frau Kampi... hat gesagt…

@Houdini
ja du hast recht, Soja- oder Fischsauce hätte ich im Haus gehabt. Bin ich aber zu der nachtschlafenen Zeit nicht mehr drauf gekommen. Obwohl Sojasauce die Farbe des Salats vielleicht unangenehm werden lassen könnte. Aber das Rezept ist ja noch ausbaufähig.

@Täglich Freude am Kochen
Ich mag Rhabarber süß eigentlich nur als Kuchen, wenn überhaupt. Aber herzhaft experimentiere ich dann eher mal rum. Hatte ihn da auch schon zu gebratener Entenbrust.

Jutta Lorbeerkrone hat gesagt…

Ich ja habe bei der Beschreibung auch als der Rhabarber drankam etwas gestutzt aber warum nicht...ich meine Aepfel passen ja schliesslih super zum Schweinebraten und Preiselbeeren zu Wild, dabei isr Rharbarber an sich schon nicht suess.

...Frau Kampi... hat gesagt…

Eigentlich ist ja Rhabarber rein botanisch auch kein Obst, sondern Gemüse.

Arthurs Tochter hat gesagt…

Da fällt mir ein, ich habe doch letztes Jahr mal Huhn in Rhabarber mit Safran gemacht. Muss mal nach ´nem Bild und dem Rezept stöbern, das war ´n klasse Kombi!

...Frau Kampi... hat gesagt…

Hey, AT bin da mal schon gespaannt drauf...

Die andere Seite hat gesagt…

Wow, hoert sich wirklich sehr ungewoehnlich an, da passt dann das "Labor" auch sehr gut dazu! ;0) Der Text ist wirklich super geschrieben ;0)
Liebe Gruesse Maren