Mittwoch, 3. November 2010

Franz Mulser und die Gostner Schwaige

Unser Urlaub ist ja nun schon ein paar Tage her. Aber ich wollte euch unbedingt noch von meiner Begegnung mit Franz Mulser von der Gostner Schwaige auf der Seiser Alm berichten.

Ich weiß eigentlich gar nicht mehr so recht wie ich auf ihn aufmerksam geworden bin. Sicher in irgendeiner der zahlreichen Zeitschriften, in der das wunderschöne Reiseland Südtirol beschrieben wurde. Und der Herr Kampi und ich als leidenschaftliche Südtirol-Fans und -Fahrer haben von diesen Zeitschriften ja mehr als genug gelesen. Oder es waren Reisetipps aus "Feinschmecker", "Essen und Trinken" oder "Lust auf Genuss".

Aber ist ja eigentlich egal. Auf jeden Fall reifte schon lange der Wunsch in mir, der Gostner Schwaige auf der Seiser Alm mal einen Besuch abzustatten.

Schließlich sind wir dieses Jahr  zum fünfzehnten Mal in unser Lieblings-Urlaubsland gefahren. Und angestachelt wurde meine Begierde noch von Monika vonalpträume Südtirol die kurz vor unserem Urlaub dort war und in den höchsten Tönen von der Heublütensuppe und dem Koch und seiner Küche schwärmte.


Und dann am morgen des 12.10.10 machten wir uns von Sarnthein im Sarntal auf in Richtung Seiser Alm. Wir fuhren mit der Kabinenbahn hinauf nach Compatsch und machten erst mal eine Wanderung zum Puflatsch, um richtig Hunger und Appetit zu bekommen.
Und dann, als es auf der Alm etwas ruhiger geworden war und die meisten Touristen schon satt sind, machten wir uns auf Richtung Gostner Schwaige.

Es gibt da keine noblen Hinweisschilder, an denen man schon von weitem erkennen kann, da kocht einer, der sein Handwerk versteht. Nein, die kleine Hütte muss man suchen. Sie ist genau so auffällig unauffällig wie alle anderen hier oben auch. Kein asphaltierter Weg, vielleicht auch noch mit Solarfackel links und rechts, wie man es ja oft in so Pseudo-Gourmet-Tempeln findet. Nix.

Und das ist auch gut so. Angekommen an der Hütte nahmen wir auf den schweren Holzbänken Platz. Auf den Tischen ein Körbchen mit Besteck und Servietten. Ganz einfach, eher primitiv. Aber liebenswert.


Und ganz normales Publikum. Wanderer wie der Herr Kampi und ich. Die einfach nur gut essen wollen.
Kein Schickimicki. Keine RosaPulloverüberdieSchulterwerferundvordemHalszusammenknoter. Die hasse ich. Und die auf jung getrimmten falschen Blondinen mit Glitzersonnenbrille!
Aber das findet man dort nicht.
Und keine ledergebundene Speisekarte mit Goldschrift auf edlem Papier.
Und die Bedienung? Keine aufgetakelte Schönheit in extra designter Dienstschürze, die zwar gut aussieht, aber von dem was sie tut keine Ahnung hat. Nein, dort wird im Pullover mit Filzhut und blauer Schürze bedient.

Die Karte macht Appetit, Gerichte ganz ohne Schnörkel, saisonal und regional.

Das Essen bodenständig und natürlich. Wir können die Seiser Alm schmecken. Und die Liebe des Kochs zu seiner Heimat. Kein importiertes Produkt. Wozu auch das Fleisch auf Zitronengras aufspießen? Als heimischer Aroma-Geber past ein geschälter Zirbenzweig viel besser zum Fleisch.

Und folgendes durften wir genießen:

Wildkräuter-Terrine mit Almfrischkäse und Gemüse auf mariniertem Feldsalat mit essbaren Blüten
( Vorspeise Herr Kampi)


gegrillter Spieß vom Milchkalb mit Zirbenaroma, Bauernspeck-Bratkartoffeln und grüne Bohnen
(Hauptspeise Herr Kampi)


Ravioli gefüllt mit geschmorter Spanferkelschulter und Bauernspeck-Paprika-Ragout mit Pesto von wilder Rauke
(Hauptspeise Frau Kampi)


Und es passte sogar noch Nachtisch rein.
Der Herr Kampi hatte Pflaumenknödel


und ich
Kastanientörtchen mit weißer Schokoladen-Mohn-Mousse und geschmorten Pflaumen



Da die anderen Gäste dann im Laufe unseres Essens so langsam gegangen sind, hatten wir Zeit, uns mit dem Chef und Koch Franz Mulser zu unterhalten. Er war ganz gerührt, dass wir zu ihm gefunden haben und sein Essen so lobten.
Er macht ja keine große Werbung und mochte schon gerne wissen, woher wir die Empfehlung haben, zu ihm zu kommen.
Er nimmt sich sogar die Zeit ein wenig mit mir über die Kocherei und verschiedene kulinarische Sachen zu fachsimpeln.Ich erzählte ihm, dass ich schon Preiselbeeren gesammelt hätte und damit sicher noch etwas kochen werde, solange wir im Urlaub sind. Das schien ihn sichtlich zu freuen und er fragte mich, was ich denn so genau damit vorhätte.

Er ist sowieso ein sehr heimatverbundener geerdeter Typ. Wahrscheinlich ist es das Kochen, mit dem er sich so richtig ausdrücken kann, hat er doch ein Sprachhandycap, das es uns ein wenig schwer machte, den ohnenhin schon schweren Südtiroler Dialekt zu verstehen.

Er hatte nichts dagegen sich dann noch mit mir fotografieren zu lassen.Es war ihm fast ein wenig unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen.

Darauf trinken wir mit ihm noch ein Schnapserl und verabschieden uns mit dem Versprechen, wiederzukommen.

Ein ganz liebes Danke an Franz Mulser und sein Team und auch an Monika, für die Empfehlung, endlich mal dorthin zu gehen!

13 Kommentare:

Ökopension Villa Weissig hat gesagt…

Danke für Deinen Bericht über einen wunderschönen Tag in Südtirol. Ich glaube, dass immer mehr Menschen das Bodenständige bevorzugen. Einfach und ehrlich, ohne viel Tam Tam. Sie möchten spüren, daß das Herz mit bei dem Restaurant, der Küche, dem Service.....ist.

Liebe Grüße,
Karin

Peter hat gesagt…

Wenn es so geschmeckt hat wie es aussieht, klasse!

Kochfelder hat gesagt…

Ich kenne im Hirzer-Gebiet, bei Meran auch so eine Alm. Das nächste Mal, wenn ihr nach Südtirol kommt schicke ich euch da rauf.

...Frau Kampi... hat gesagt…

@Karin und Peter, also wenn ihr mal auf die Seiser Alm kommt, unbedingt hingehen!!!!
@Magdi, da freu ich mich schon drauf. Kannst du mir nicht schon nen Tipp geben? Vielleicht hab ich schon mal was davon gehört.
Und ich komm dich besuchen, ist ganz fest eingeplant. Wenn ich das mit eurem Geschäft gewusst hätte, wär ich ja schon da gewesen.
Hab das vorhin Herrn Kampi erzählt und er sagte, das er glaubt, sogar daran vorbei gefahren zu sein. Mensch wenn ich das gewusst hätte.

Monika hat gesagt…

Allerliebste Sandra! Deine Beschreibung und deine Bilder wecken Erinnerungen - und welche. Am liebsten würde ich morgen zu Franz hochgehen...

Siglinde vom Ideentopf hat gesagt…

@ Sandra
leider war ich auch noch nicht beim Franz, werde dies aber sicher nachholen. Sollte er im winter auch offen habe, wäre es eine schöne Schneeschuhwanderung. LG Grüße Siglinde

Monika hat gesagt…

@ mein Ideentopf
das ist auch mein Plan :-). Allerdings mit Einkehr am Abend - mit Reservierung! - untertags werden die Skifahrer dort sein. Schönen Samstag euch allen

Marita hat gesagt…

@ Frau Kampi
Wir haben Franzl und Petra bereits in den ersten Wochen seiner Tätigkeit entdeckt und waren von Anfang an begeistert. Damals waren draußen vielleicht 10 Leutchen und drinnen ein paar wenige, da die meisten ja doch eher an Bratkartoffeln mit Speck und Spiegelei als Angebot der Hütten kannten. Franzl hat vor einiger Zeit auch schon einen in Tirol sehr hoch angesehen Preis gewonnen - übrigens als jüngster Koch mit 26 Jahren. All dies lässt ihn trotzdem nicht abheben. Und weil wir diese gute Küche gerne in unserer einzigen Skiwoche genießen wollen, haben wir von Hotel mit Halbpension auf Ferienwohnung umgestellt.

...Frau Kampi... hat gesagt…

@Marita,
ja es ist zwar schon ein paar Tage her, das wir da waren. Danke aber, fürs wieder erinnern.
Der Name Franz Mulser war mir auch schon seit längerem aus diversen Koch- und Gourmetzeitschriften bekannt. Nur haben wir es erst im letzten Jahr geschafft, ihn zu besuchen.
Und auch wir haben schon sehr lange der Halbpension abgeschworen. So lässt sich Südtirol auch gourmettechnisch erwandern. Halbpension wirklich nur noch, wenn wir wenige Tage nur zum Entspannen runter fahren.
Aber der nächste Aktiv-Urlaub ist schon in Planung. Mit Ferienwohnung, Marktbesuchen und Kochorgien. Und vielleicht ein weiteres mal zu Franz...schaun wir mal.

Johanna hat gesagt…

Gerade hat sich eine Freundin von mir als Geschenk zu ihrer Pensionierung ein Essen auf der Gostner Schwaige gewünscht! Und nachdem ich deinen Bericht gelesen habe, freue ich mich schon sehr darauf! Hoffentlcih ist es dieses Jahr noch genauso gut. Im Juli wird es so weit sein.
Danke für die schönen Fotos!
Johanna
homepage: http://johanna.sgra.de/

...Frau Kampi... hat gesagt…

@Johanna,
wann im Juli ist es denn soweit?. Wir wollen auch auf jeden Fall wieder hin.
Ich kann es nur empfehlen. Warum sollte es denn nicht so sein? Es ist "nur" eine Lokalität auf der Seiseralm...
Ich/wir habe/n Franz kennenlernen dürfen. Ich glaub, es gibt keinen Grund, dass es nicht mehr so sein wird.
Würde mich auf ein Feedback von dir hinterher freuen!

Anonym hat gesagt…

@Frau Kampi,

schön, von der Gostner Schwaige zu lesen - wir waren letztes Jahr auch dort, ich habe einen Kräuter-Kochkurs beim Franz gemacht und finde es genauso herrlich dort oben wie Du! Daher und da Du Dich in Südtirol offensichtlich gut auskennst, wollte ich fragen, ob Du eine Restaurant-Empfehlung in der Region Seiser Alm/Bozen hast. Wir heiraten Anfang September in Völs am Schlern und wollen danach irgendwo mit unseren Trauzeugen und Töchtern schön essen gehen. Eben so: bodenständig, frisch, gut, ohne Schischi. Aber die Gostner Schwaige ist schon für einen anderen Anlass geplant...
Herzlichen Dank! Julia

Jutta hat gesagt…

Wir waren auch schon in der Gostner Schwaige und wirklich begeistert, auf welch kleinem Raum eine grosse Leistung möglich ist. Ist wirklich ein Geheimtipp. Auch zum wohnen haben wir einen solchen Geheimtipp gefunden. Villa Gabriela in St. Michael b. Kastelruth. Kleines aber super feines Hotel mit abendl. 5-Gänge-Gourmet Halbpension. Ähnl. Niveau wie bei Franz Mulser. Tolles Hotel, super Küche, Preis-Leistung stimmt