Montag, 21. Februar 2011

...von der aktiven Sonne; Hamstern, die aus waren und merkwürdigen Dingen...aber lecker gegessen wurde trotzdem

Im Moment ist unsere Sonne sehr aktiv.
Nicht das man das jetzt sehen würde, sie scheint normal wie immer, mal mehr, mal meist weniger.
Aber dennoch ist sie äußerst aktiv. Im Moment gibt es enorm viele und starke Sonneneruptionen, die letzte Woche schon Störungen beim Radioempfang in China zur Folge hatten. Hab ich gelesen.
Und Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie auch bei uns Auswirkungen z.B. auf das Stromnetz haben werden und auch das Navi beeinflussen könnten.

Also passt doch im Moment bitte etwas mehr auf, wenn ihr in fremden Gegenden unterwegs seid. Nicht das euer TOM-TOM oder wathever euch noch in einen Fluss leitet.Oder ihr am Ende noch in  der tiefsten sächsischen Provinz landet, obwohl ihr nach Hamburg oder so wolltet.

In einigen Foren (z.B. hier) wurde schon diskutiert, ob man denn eventuell seine Vorräte aufstocken solle. So Hamsterkäufe oder so, um gegen alle Eventualitäten wenigstens für kurze Zeit gerüstet zu sein.
Dem kann sich natürlich auch die Familie Kampi nicht verschließen.

So sind der Herr Kampi und ich in die Metro gedüst. Zum Hamster kaufen. Aber die waren da schon alle aus. Also hat die Meldung schon die tiefste sächsische Provinz erreicht, dachte ich.
Also keine Hamster, aber was dann? Es müsste ja mindestens so viel sein, das wir übers Wochenende über den Sonntag kämen. (Gut das es keine Hamster gab! Denn wieviel braucht man wohl, um den Herrn Kampi und mich satt zu bekommen?)

Also was adäquates zum Hamster wird gesucht. Murmeltier? Ist wohl mehr dran als am Hamster. Aber Murmeltiere waren auch schon aus. Nur noch Kaninchen lagen in der Kühltruhe. Also ein Kaninchen.
Ab damit in den Einkaufswagen, zur Kasse und dann schnell nach Hause. Man weiß ja nie, was da unterwegs so passieren könnte.

Normalerweise sind die Kaninchen, die ich vom Bauern immer so bekomme, mindestens 2,5 Kilo schwer. Das Tierchen, was dann so in meiner Küche lag war ein edler Franzose mit zarten 1,3 Kilo.

Und was mach ich jetzt daraus?
Eigentlich schwebte mir ja ein Kaninchen a la Bouillabaisse vor. Doch ich wusste nicht, ob die Flieger überhaupt noch nach Spanien fliegen, damit ich mir etwas Safran besorgen könnte. Den kriegste ja in der sächsischen Provinz nicht so ohne weiteres. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.

Aber Äpfel kriegste hier. Also hab ich mich auf ein Rezept besonnen, was schon sehr lange in meiner Küchenkladde rumgeistert. Und was natürlich schon oft gekocht wurde, wie die Seite auf der es niedergeschrieben wurde auch verrät.

"neues" Kochbuch liegt auf alter Küchenkladde
Und was die Seite auch noch verrät, das Gericht ist sehr fettig, sprich nicht unbedingt schlank und kalorienarm. Aber ein wenig  werde ich es in die Moderne transformieren (transferieren? transportieren?). Müssen.


Ja ich kann wirklich kaum noch lesen, was ich damals geschrieben habe. Die Seite ist mit Fettspritzern übersät. Aber ich weiß ja ungefähr wie es geht.


Wir kochen also:


Kaninchen mit Äpfeln, Zwiebeln und etwas Speck

Dazu lassen wir uns das Tier erst mal vom Herrn Kampi in Stücke teilen. Ihr habt keinen Herrn Kampi? Dann müsst ihr es wohl selbst zerteilen, weil der Herr Kampi kann ja grad nicht weg. Man weiß ja nie! Dann kommt der nicht wieder, weil das Navi ihn vielleicht nach Honolulu oder weiß der Geier hinschickt.


Die zarten Rückenstücke hab ich mit Speck umwickelt und zusammengebunden. Laut Rezept kommt zwar noch mehr Speck dran, aber mir reicht das eigentlich aus. Wird so schon fettig genug und das zarte Tier kommt mit weniger Speckaroma bestimmt ganz gut zurecht.

Klöppelarbeit am Fleisch
Dann pellst du Äpfel und Zwiebeln (für das kleine Tier etwa je 180-200 Gramm) und schneidest sie in grobe Stücke. Das Fleisch wird gesalzen und gepfeffert und in Olivenöl angebraten. Wenn es schön Farbe genommen hat, wird es aus dem Bräter genommen und die Äpfel und Zwiebeln angeschwitzt, zusammen mit 2 Zehen Knoblauch. Jetzt hab ich mit Calvados abgelöscht, was das Original-Rezept auch nicht vorsah. Dann 100ml (oder mehr) Weißwein aufgießen und dann 250ml Geflügelfond dazu. Das Fleisch jetzt einlegen und ab damit in den Ofen.


Laut Küchenkladde bei 200°C etwa 1Stunde. Ich hab die Hitze etwas reduziert und auch die Schmorzeit auf 45 Minuten verkürzt, was vollkommen ausreichend war. Laut Original wird eine viertel Stunde vor Bratende noch 150ml Sahne zugefügt. Das hab ich erstmal weggelassen.

Nachdem das Fleisch butterzart war, hab ich es aus der Flüssigkeit gehoben und im Ofen warmgehalten. Die Sauce durch ein Sieb in eine Sauteuse umgefüllt und dabei auch etwas von den Äpfeln und Zwiebeln mit durchgedrückt. Geht auch in der flotten Lotte, bekommt dabei aber einen rustikaleren Touch. Zu dieser Sauce hab ich dann nur ein klein wenig Sahne gegeben und das ganze einreduzieren lassen. Kurz vor dem Servieren  zwei Löffel saure Sahne untergerührt und mit etwa 3-4Esslöffel groben Senf (den guten Regisseur-Senf - wie der Herr Kampi zu sagen pflegt) und etwas Calvados abgeschmeckt. Dann dem Fleisch unter dem Grill noch einmal etwas schöne goldgelbe Farbe verleihen, da das Schmoren es etwas blass aussehen lässt. In der Küchenkladde steht noch, dass zum Servieren ordentlich Kresse untergemischt werden sollte. Hatte ich aber nicht. Gab es nicht! Vielleicht wächst die gerade sehr schlecht? Wegen der Sonneneruptionen.
Das mussten dann halt die Beilagen rausreißen.

Ich hab mich für ein Graupenrisotto entschieden. Ich finde, wenn die modern interpretiert werden, passen die äußerst gut zu so einem rustikalo-modernem Gericht.
Geht ja im Prinzip genauso wie ein normales Risotto. Schalotten, Möhren und Stangensellerie in ganz feine Würfel schneiden, in Butter anschmurgeln, salzen, mit Wein ablöschen, Brühe auffüllen und warten, rühren, aufgießen...warten, rühren, aufgießen...
Dauert allerdings etwa dreimal so lange wie ein normales Risotto!
Zum Schluss dann eine kleine Handvoll Parmesan unterrühren. Auf die Butter hab ich verzichtet, die brauchte es auch nicht unbedingt, da ich das ganze nicht ganz so schlotzig, sondern eher kernig haben wollte.

Da mir in der Sauce ein wenig der Apfelgeschmack fehlte, gab es als Beilage dann karamellisierte Apfelscheiben , die ich mit Calvados abgelöscht und mit etwas Kräutersalz gewürzt habe.Und ein paar Scheiben Rote Bete,mit reichlich Meerrettich drüber!!!!

ein wenig Salz noch...



Das Fleisch war überaus zart, viel vom Knochen, ohne trocken zu sein. Selbst die Rückenfilets waren noch ganz saftig. Nur leider habe ich den typischen Kaninchengeschmack vermisst, den wir eigentlich so sehr mögen. Wahrscheinlich war das Tier einfach noch zu klein. Mit einem größeren, kräftigeren wird das sicher mal wiederholt werden.
Und dann mach ich den Meerrettich auch gleich zu den Graupen dazu, dass passt wunderbar!

Und jetzt muss ich aber wieder überlegen, was ich in den nächsten Tage so aus meinem Vorrat zaubern könnte. Man weiß ja nie, wann die Sonneneruptionen sich bei uns bemerkbar machen. Gestern sprang ja unser Auto schon nicht mehr an, auf unerklärliche Weise...
Das Fernsehen meiner Schwiegereltern ging nicht mehr, das Handy war für kurze Zeit verschwunden, um dann später zwischen den Waschmitteln wieder aufzutauchen...
Der Herr junior wollte trotz Ferien nach Hause und nicht mehr bei der Oma abhängen, bei der er sonst am liebsten seine Zeit verbringt...
In der ganzen Stadt waren heute kaum Leute unterwegs...


Alles äußerst merkwürdig.


 


11 Kommentare:

Hamburger Arroganz hat gesagt…

Da erkenne ich doch unsere kleine nächtlich Plauderei wieder *lach* Hoppler sind bei ins der Küche leider Tabu (obwohl wir hier ein Zwerg-Exemplar hätten, mit dem man mühelos eine Großfamilie satt bekäme), aber Dein Rezept liest sich lecker. Meine von Mudderns geerbte Küchenkladde habe ich leider nie richtig geführt. Schade, denn Kladden haben mehr Charme und Stil als Lose-Blatt-Sammlungen.

Birgitt hat gesagt…

...ich habe Hunger, liebe Sandra, deine Bilder und Beschreibungen lassen meinen Magen knurren...
wobei Graupen?, ich glaube, da hat meine Mutter früher Suppe draus gemacht -und die mochte ich gar nicht. na ja , das Karnickel mit Apfel und roter Bete reicht mir durchaus auch...
Liebe Grüße von Birgitt

Freundin des guten Geschmacks hat gesagt…

Das sieht ja herrlich aus. Ich komme von einem langen Arbeitstag zurück und muss darben. Da würde ich bei Dir glatt zugreifen wollen.

Alex [Chef Hansen] hat gesagt…

Schöne Geschichte! ...also schön erzählt ;-) Seit Wochen schwänzel ich um die Kaninchen auf´m Markt rum. Hab ich mich nicht ran getraut - aber dein Kaninchen hätt ich auch gern auf´m Teller gehabt. Jetzt komm ich erst Samstag in ner Woche wieder auf´m Markt vorbei und ich wette (!) da gibt´s dann wieder keine Kaninchen mehr - und der Kaninchen-Mann wird behaupten, es sei wegen der aktiven Sonne!

anie's delight hat gesagt…

So ein Kanninchen im Ofen ist was schönes. Und dem würde ich auch dem gratinierten Hamster vorziehen. :D

Geniesser hat gesagt…

Kaninchen in der Schmorpfanne sind was Wunderbares!

lamiacucina hat gesagt…

Oh welch edles Ergebnis ! gut festgezurrt springen einem die Kaninchen nicht mehr aus der Pfanne.

Toni hat gesagt…

Na jetzt ist mir klar, wieso unser Navi uns neulich zu nem gesperrten Pass geführt hat :o).

Sehr schönes Essen!

Suse hat gesagt…

Neenee, Toni, das war nicht die Sonne, das war eindeutig Herstellerverschulden!

Graupenrisotto könnte mir auch gut gefallen. Wird das denn auch ordentlich schlotzig?

...Frau Kampi... hat gesagt…

@Kaoskoch,
da kann man mal sehen, was so aus einer nächtlichen Blödelei rauszuholen ist!!!
Und zu meiner Küchenkladde muss ich sagen, das die jetzt mittlerweile in meinem Lap ist und auch nicht mehr handschriftlich weitergeführt wird. Aber die alten Rezepte sind durchaus hin und wieder in Gebrauch!
@Birgitt,
das Graupenrisotto kannst du durchaus mal probieren! Es schmeckt!!!
@Freundin,
dich hätte ich gern mit am Tisch gehabt!
@Alex,
das Warten lohnt durchaus! Kaninchenfleisch ist was ganz Tolles!
Nicht wahr Anie, Genießer und Robert?
@Toni und Suse,
es kann nur an der Sonne gelegen haben!
@Suse,
es wird schlotziger, wenn man die Graupen nicht abwäscht und wie bei einem normalen Risotto ordentlich Butter und Parmesan zufügt.
Die weniger schlotzigere Variante hat mir aber auch sehr gut gefallen.

Margit Kunzke hat gesagt…

Deine Fotos finde ich Klasse!!Kaninchen gehört zu meinem bevorzugten Fleisch. Es gibt kaum etwas, was man so variantenreich zubereiten kann wie Kaninchen: in Mandelsauce, Safransauce,mit Maronen und Serrano Schinken, mit Knoblauch und Petersilie gebraten, in Senfsauce, mit Tomaten, mit Anis, Äpfeln und Calvados, und, und, und ...von einer feinen Kaninchenterrine mit Cognac mal ganz abgesehen ;-)