Freitag, 6. Dezember 2013

...in Erinnerungen schwelgen und dabei Klassiker entstauben...

Man schrieb das Jahr 1990...
Die Wende  war kein Jahr her und eine vollkommen neue Zeit brach an. Für mich. Für uns. Für alle. Die DDR mit ihrer Mangelwirtschaft war endlich Geschichte.

Es war die Zeit, da ich erwachsen wurde. Meinen Platz im Leben suchte. Und irgendwann angefangen habe zu kochen.
Weil es Liebe war. Für Herrn Kampi und (weil ER Genießer war) für Küche und Kochen.

Es war irgendwie eine tolle Zeit. Alles war neu. Märkte schossen aus dem Boden. Es gab alles, was man brauchte. Oder was man auch nicht brauchte. Aber wer konnte das eine vom anderen damals schon unterscheiden (manche können es bis jetzt noch nicht). Überall Tüten und Päckchen...alles bunt, einfach und unkompliziert. Einrühren...fertig.
So kocht also der "Westen"

Herr Kampi und ich denken sehr oft zurück, wie alles begann. Wie wir vor riesigen Fleischtheken standen und uns gar nicht recht entscheiden konnten und wollten, welch tolles fertiggewürztes Fleischstück in unseren Einkaufswagen wandern sollte. Alles war bunt und easy.
Und noch heute schütteln wir mit dem Kopf, wie wir sowas kaufen und essen konnten.

Damals also fing ich an bewusst zu kochen.
Mit wachsender Begeisterung ließ ich die Regale mit den Tüten und Päckchen links liegen. Fleisch, Fisch und anderes wurde mehr und mehr selbst gewürzt und abgeschmeckt.

Ich vergaß, wie alles anfing...

Und dann kommt Julia daher und will Klassiker entstauben. Oder eingestaubte Klassiker wiederbeleben. Und lädt mich zu diesem Blog-Event ein...und ich bin erst mal planlos. Die Zeit verstreicht...ich vergesse und verdränge das Event.



 


Aber irgendwie will ich dabei sein. Und mir kommt da was in den Sinn. Gebackener Camembert. Mit Preiselbeermarmelade!



Käse kannte ich bis dahin nur aufs Butterbrot. Maximal noch auf dem Toast...überbacken mit Schinken untendrunter. Aber paniert und gebacken? Und dann noch mit süßer Marmelade? Konnte ich mir nicht vorstellen, bis mir das irgendwer (wer auch immer, ich habs verdrängt) zubereitet hat.
Ich fands ganz lecker...aber weil es das fertig ausm Kühlregal gab, hab ichs wohl im Laufe der Jahre verdrängt und vergessen.
 Bis...ja bis ich den Ziegencamembert aus unserem letzten Südtirolurlaub im Kühlschrank finde. Auf den Punkt gereift.
Und genau DER sollte dann mal weg, verarbeitet werden. So ein Käse wird ja im Laufe der Zeit nur bis zu einem gewissen Punkt besser.

Und plötzlich ist da wieder diese Erinnerung. Käse paniert. Mit irgendwas süß-fruchtigem...

YES! Los gehts!

Ich mach ne Mayonnaise.

Eigelb mit Senf aufschlagen, Salz und etwas Zucker dazu und jetzt: SCHLAGEN, SCHLAGEN, SCHLAGEN. Machs nicht mit dem Schneebesen. Nimm den Mixer! Auf höchster Stufe!
Öl in kleinen Tröpfchen anfangs dazu...lass dich nicht verunsichern...lass den Mixer einfach auf höchster Stufe weiterschlagen. Immer weiter Öl dazu...irgendwann wird das ganze cremig. Nur nicht verunsichern lassen!

Genau diese Mayo ist die Grundlage für meine fruchtige Remoulade.
Im Vorrat hab ich noch Birnen im Gewürzsud. Mit Vanille, etwas Nelke und Zimt.
Ich würfel etwas von den Birnen und mische die Fruchtwürfel mit etwas vom Sirup unter und schmecke die Sauce mit Salz, Zucker, Weißweinessig Sweet-Chili-Sauce für den Pep ab.

Die Pellkartoffeln kochen schon auf dem Ofen. Der Rettich liegt feingeschnitten und gesalzen schon auf dem Teller.

Ich schneide den Käse in mundgerechte Stücke, wälze diese in Mehl, Ei und Semmelbrösel und brate sie einfach in einer Pfanne sanft aus.

Und ich serviere sie Herrn Kampi.  Begeisterung seinerseits.

Und die Frage: Wo hast du die Idee her? Rezept?

Neihein!!!!! Ich hatte einfach nur mal wieder Lust auf gebackenen Camembert!












Mittwoch, 4. Dezember 2013

...ich packe meinen Koffer...

...und ich packe hinein:

  • meine Lieblingsmesser, weil ich mich an sie gewöhnt habe und nur mit ihnen wirklich gut schneiden kann
  • meinen Wetzstahl, um meine Lieblinge immer wieder nachzuschärfen
  • eine feine Reibe
  • diverse Alcoholica
  • Gewürze, Kräuter, Knoblauch, Linsen und sonstiges Gedöns
  • eine Schürze
  • ein Hemd für die Küche
  • bequeme Schuhe
  • ein paar sonstige Klamotten und was man so braucht

Ich nehme meinen Koffer, setz mich in die Bahn und lande nach einer Fahrt durch das graue nebelige Sachsen in Thüringen.

Dort steige ich in ein Auto, werde quer durch Deutschland, durch Schnee, Nebel und Regen gefahren...und bin in Gündelbach...


Keine Angst! Ich wurde nicht entführt!
Ich bin da freiwillig hingefahren! Nicht, um mich beim Kochen zu messen, damit der Beste ermittelt wird.
Sondern um gemeinsam zu kochen. Anderen über die Schulter zu schauen. Zu lernen. Anderen zur Seite zu stehen. Zu helfen. Den eigenen Koch-Horizont zu erweitern. Zu scheitern...aufzustehen.

Und unheimlich viel Spaß zu haben.

Tja! Und dann steh ich in der Küche. Ein Rezept im Kopf, ein Stück Lachs auf dem Brett und ein paar Linsen im Topf.

Es gibt lecker Essen! Von allen anderen. Viele Gänge hab ich vor mir. Alle unbeschreiblich...Lecker.

Und dann komm ich. Ich hab gesagt, ich koche. Lachs! Und hatte doch nicht wirklich keinen Plan.

Egal, ich fang an. Ich scheitere!!!! Aber sowas von! Meine Linsen brennen an. Aber so richtig!
Weg damit! Und neu angesetzt!
Ich scheitere erneut, weil der Geschmack nicht passt.

Ich könnt heulen. Muss ich aber nicht. Mein Frust wird mir angesehen. Ich werde getröstet. Beraten. Aufgefangen.

Ich gewinne Land! Ich werde kreativ beim Kochen...beim anrichten sowieso.

Ich freu mich! Mein Teller sieht für mich zufriedenstellend aus. Geschmacklich könnte ich die Kurve gekriegt haben...zumindest hab ich das Gefühl.


Fotos by Heike von Au


Ich bin fertig!!! Vollkommen!

...und ich schau in die Gesichter von Freunden. Die mein Gericht nicht verreißen. Die zwar kritisch, aber nicht vernichtend urteilen. Die mich loben. Weil ihnen die Idee meines Gerichts gefällt.

Und jede Kritik sauge ich auf! Weil sie nicht böse gemeint ist. Weil sie berechtigt ist..mich weiter bringt...und mich glücklich macht.

Weil...weil ich das Segel rumreißen konnte. Passt!!!!!!!
 




Und hier eine kleine Fotoschau der anderen Gerichte (Fotos by Heike von Au):

Speckknödelsalat
 
Amuse bouche von Erdäpfel und Steak

 





Oktopussalat


gedämpfte Mmangoldröllchen asiatisch

Lachs mit Meerrettich





Crostini mit Blauschimmel und Birne

Spinat mit Ei

Ananas-Chili-Pannacotta mit Garnelen-Ceviche

Kohlroulade vom Kaninchen mit Port-Äpfeln und Petersilienwurzelpü

Rehrücken aus dem Rauch mit Linsen

Lammkrone Aligot Ratatouille


Avocado-Eis Florentiner Praline

geplankter Blutapfel mit Meerretticheis und Rote-Bete-Flummi

Hier könnt ihr auch die Berichte der anderen lesen:

Obers trifft Sahne

Doc.Evas Kochlatein

Gourmetbüdchen