Da war ich jetzt an zwei Wochenenden hintereinander nicht da und hab mir gedacht, das nächste Sonntagsmahl wird ein Oberknaller. Schließlich muss ich ja einiges hier aufholen.
Tja, und dann das. Total versemmelt. Echt! Sowas von verkackt hab ich lange kein Essen mehr.
Ja was sollte es denn geben?
Rinderfilet im Heu gegart mit Kürbisgnocchi, Rahmwirsing und Kürbiskernpesto. Naja und irgendeine Sauce dazu.
Wie gesagt: sollte es. Wurde es aber nicht.
Zuerst mal zu dem, was funktioniert hat. Das Kürbiskernpesto. Das hab ich vor kurzem bei Jaqueline Amirfallah im ARD-Buffet gesehen und es hat mich sofort angesprochen. Ich hab mich auch weitestgehend an das Original-rezept gehalten, außer bei den Mengen. Wer die genauen Angaben braucht, liest einfach mal nach. Von mir gibts das jetz mal nur als ungefähre Zusammenfasssung aus dem Gedächtnis.
Die Kürbiskerne rösten und abkühlen lassen. Mit neutralem Öl, Petersilie und Knoblauch pürieren. Kürbiskernöl und geriebenen milden Bergkäse untermischen und abschmecken. Die Farbe des ganzen ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ein dunkles Grün...fast schwarz. Aber der Geschmack ist obergenial.
(Auch Johannes von Stuttgartcooking hat ein Kürbiskernpesto gemacht. Ohne Kernöl. Wer keins mag, sollte vielleicht sein Rezept mal ausprobieren.)
Auch der Rahmwirsing war keine wirkliche Herausforderung. Einfach in feine Streifen schneiden. In einer Pfanne etwas Südtiroler Speck in feinen Würfeln sanft anschmurgeln, das Kraut zugeben und mit Sahne angießen. Zum Schluss einfach nur mit Salz und Muskat abschmecken.
Tja...und dann die Kürbisgnocchi. Chef Hansen hatte welche gemacht...wollte sie aber (noch?) nicht verbloggen. Er hat es nur über Facebook kundgetan. Und so hab ich ihn gleich mal gefragt, wie er sie gemacht hat. Sein Rezept kam dem in meinem Kopf recht nahe. Er backt den Kürbis im Ofen. Ich wollte ihn dämpfen, da das Backrohr für das Fleisch reserviert war. Und er empfahl noch etwas Kartoffel mit zuzumischen, der Bindung wegen.
So hab ich die Kartoffel- und Kürbiswürfel zu etwa gleichen Teilen im Dämpfeinsatz weichgegart.
Ernüchterung beim Durchpressen! Das Ganze war so suppig, dass ich Unmengen an Mehl hätte zugeben müssen. Dann wären das wohl eher Mehl- als Kürbisgnocchi geworden. War also schon mal nichts. (das Backen wäre das vorteilhafter gewesen...)
Da Frau Kampi sich aber von sowas nicht erschüttern lässt, musste eine Lösung her.
Aber erstmal zum Fleisch. Das hab ich mit einer Mischung aus verschiedenen Pfeffersorten gewürzt und in der schmiedeeisernen Pfanne rundum angebraten, dann gesalzen, mit dem würzig duftenenden Bergheu von Franz Mulser von der Seiseralm ummantelt und mit ein paar Speckscheiben belegt. Kernthermometer rein und bei ganz sanfter Hitze in den Ofen geschoben. Dabei war mir die Temperaturangabe für medium-gebratenes Rindfleisch ein wenig hoch, so dass ich mich für die manuelle Einstellung entschieden hab. Bei 60°C wollte ich das Fleisch rausnehmen. Ich hatte den Ofen wirklich auf sehr geringe Hitze eingestellt, so dass ich genügend Zeit hatte, an meiner Beilage weiterzubasteln.
Den Kürbispamps, der schon mit etwas Mehl und einem Ei gemischt war, hab ich erstmal in eine Schüssel gegeben, drei weitere Eier zugefügt und soviel mehl untergeschlagen, bis das ganze einen schönen glatten Spätzleteig ergeben hat. Gewürzt mit Salz und Muskat. Wasser aufgesetzt, gesalzen und erstmal ein paar Probespätzle geschabt. Noch waren sie mir zu pampig, nicht kernig genug. Also noch ein kleinwenig Mehl. Die nächsten Spätzle waren dann genau von der Konsistenz, wie ich sie gerne haben wollte.
Nur hat mich beim verkosten bald der Schlag getroffen. Versalzen, aber wirklich total! Wahrscheinlich hatte sich das Salz im Kochwasser bei der Probe noch nicht vollständig gelöst. Deshalb hab ich den Teig dann nochmal nachgewürzt. Und das war wohl zuviel!
Vielleicht ließe sich der Geschmack durch anbraten in viel Butter wenigstens noch ins essbare umkehren. Da Versuch bekanntlich klug macht, hab ich sie in eine heiße Pfanne gegeben.
Ich weiß nicht, wie es gekommen wäre, hätte ich die Spätzle wenigstens kalt abgeschreckt. Das Salz wäre vielleicht etwas gemildert gewesen...
Da ich aber auf das Abschrecken verzichtet hab, musste ich zusehen, wie sich ehemals wohlgeformte goldgelbe Spätzle in der heißen Butter in einen undefinierbaen klumpenähnlichen Pamps verwandelten. Keine Chance auf Rettung.
Mittlerweile piepte das Bratenthermometer...das Fleisch muss raus. Also zuerst den Backofen auf, das Fleisch aus dem Heumantel geholt und in eine schöne Hülle aus Alufolie gewickelt und in die Wärmeschublade zum Warmhalten geschoben.
Dann als nächstes den Mülleimer geöffnet und den Kürbispamps entsorgt. Das ganze natürlich unter den vor Schreck geweiteten Augen des Herrn Kampi!
Keine Beilage? Brot fällt aus, Pasta auch.
Im Frost hatte ich noch zwei kleine Rollen Semmelknödel im Vakuum. Die hab ich gleich in der Folie in das noch kochende Spätzlewasser geworfen.
Mittlerweile war die Kerntemperatur des Fleisches auf 56°C gesunken...nicht das wir das Fleisch kalt essen müssen. Also das ganze nochmal in den Ofen gepackt.
So nebenbei köchelte die Sauce auch noch auf dem Herd. Hab ich ja noch gar nicht erwähnt. Eher unspektakulär wie immer. Der gleiche Ansatz aus Zwiebeln wie immer. Abgelöscht mit Port- und Rotwein auch wie immer. Kalbsglibber dazu...ebenfalls wie immer. ziehen lassen. Nur aromatisiert mit etwas Heuschnaps.
Mittlerweile zeigt die Uhr nach halb zwei...Ungeduld machte sich breit. Nicht nur bei mir. Auch der junior und Herr Kampi schlichen hungrig durchs Haus und fragten, wenn es denn nun endlich etwas zu essen gäbe.
Also die Knödel aus dem Wasser geholt...natürlich waren die noch gefroren. Mit dem Brotmesser in Scheiben gesäbelt, dabei die Hälfte total zerfetzt...wenigstens hat das anbraten in Butter funktioniert.
Menno, wirklich nicht mein Tag. Mittlerweile zeigte das Fleischthermometer 65°C an. Na gut, hätten wir das Fleisch auch noch versaut, was solls.
Dann ist auch noch Zeit, ein paar Kürbisspalten in einer Pfanne mit Fenchel- und Koriandersaat, Chili und Knoblauch anzubraten.
Den Fleischsud aus der Folie hab ich noch zur Sauce gegeben und diese dann nach dem Abschmecken versucht mit Butter zu binden.
Und...
Ihr ahnt es doch sicher? Hat diesmal nicht geklappt. Also noch etwas Stärke eingerührt und damit angedickt! Ja angedickt...nicht gebunden. Aber darauf kommt es jetzt nicht mehr an!
Wenigstens hab ich das ganze noch versucht halbwegs vernünftig anzurichten. Wenigstens ist mir das auch leidlich gelungen. Der junior hat sich draufgestürzt. Es scheint ihm wirklich geschmeckt zu haben. Und auch Herr Kampi war durchaus angetan.
Ich hab aber fast keinen Bissen runterbekommen. Ich war einfach nur froh, dass ich das Chaos überstanden hab.
Aber was solls...ich kenne ja die Fehler, die ich gemacht hab. Und auch das bringt einen ja voran. Also mich jedenfalls. Davon lass ich mir doch den Spaß am Kochen nicht vermiesen.
Wer ein Rezept für gelingsichere Kürbisgnocchi haben will, der sollte mal bei Juliane nachlesen.
11 Kommentare:
Ich könnte mich kringeln ;-)Du hast nicht zufällig auch einen Link zu gelingsicheren Kürbisspätzle ? Daran hab ich mich am Wochenende versucht.Das Ergebnis kannst du dir bei mir anschaun,aber eigentlich hätte ich die Beschreibung glich von Dir übernehmen können.Es war bei mir genau so ,nur daß es von Anfang an Spätzle werden sollten...und wir haben sie ...oder es...das orangefarbene Rührei mit Kürbisgeschmack...dann auch gegessen ;-)
Es gibt halt solche Tage,da läuft irgendwie alles schief,das kenne ich auch.
Aber dein Endergebnis sieht sehr lecker aus,einen Heubraten wollte ich auch schon längst mal machen,aber der ist irgendwie in Vergessenheit geraten,kommt aber sofort auf die Merkliste. Und dannn muss ich jetzt gleich mal googeln,Heuschnaps kenne ich nicht,mal schaun,ob ich den bei uns irgendwo bekomme.
LG Elke
@Frau Kampi, ich hätte es auch gerne gegessen...
Ja Gnocci sehen aus als sehr leicht zu machenjedoch es braucht nich viel zu passieren und sie werden oder zu weich oder zu ahrt wie gummi;)
Wenigstens gibt es alle andere lekkere Sachen hier;))
"Hurra, es passiert auch anderen!" hätte ich beinahe geschrieben. Wenn es aber solchen Könnern wie Dir passiert, habe ich nicht mehr so ein schlechtes Gewissen. Und für's nächste Mal gilt: "Alles wird gut!"
Ach ja ... das kommt vor, manchmal hat man einne schlechten Tag, mir gings so letztens beim Kuchen backen , da hat mich das Marzipangitter gemoppt ;o) und meine Brotspätzle sahen aus wie explodierte Mehlwürmer ... an dem Tag wär ich besser auf der Couche geblieben ... bin ja froh das Ich nicht die Einzige bin , der solche Pannen passieren.
Ich wünsche Dir das es das nächste Mal gelingt .
Lg Kerstin
Muss passieren, damit's nicht nochmal passiert.
Du trägst es mit Fassung, richtig so! :)
Hihi. Das kenn ich. Eine Sache geht nicht, wie man es sich vorstellt und wärend man mit aller kreativität und verbissenheit, die einem zur Verfügung steht, versucht, die Beilage zu retten, greift das Chaos um sich, nutzt die fehlende Aufmerksamkeit der Köchin, des Koches um das ganze Mahl in den Schlund des Abfalleimers zu ziehen.
Und das schlimmste: die betroffenen Mitesser am Tisch erklären, das sei ja gar nicht mal so schlecht und das schmeckt doch... Dabei ist Mitleid das letzte, was man in solch einer Situation gebrauchen kann. Pizzabringdienst wäre oft angebrachter ;) Aber das passiert jedem Mal; einen Tag Fasten soll ja sehr gesund sein.
Ich hätte gerne noch ein Foto von dem Zustand der Küche gesehen...Töpfe noch und nöcher, alles zugemehlt, Spätzlehobel, Heureste....Du Arme! Ich möchte wetten, Du warst schweissnass....
Danke für die tolle Story!
War ganz schön was los da.
In Deiner Küche.
Aber ich nehme an das hat Dich alles nicht wirklich aus der Bahn geworfen ;-)
@Elke,
ich find es nicht schlimm, wenn mal was schief läuft. Also hinterher...
Meist lerne ich daraus mehr, als wenn alles glatt läuft. Leider kann ich mit einem Kürbisspätzle-Rezept (noch) nicht dienen.
Den heuschnaps wirst du wohl eher schwer bekommen. Bei uns war es ein Mitbringsel aus Südtirol. Scheint aber auch da eine Rarität zu sein.
@Gourmetbüdchen,
es war auch nicht so schlecht. ;-)
@dzoli,
ich hab ja ein gelingsicheres Rezept für Gnocchi, welches besagt, der Teig muss sich richtig anfühlen. Und da er das nicht hat, war ich von anfang an sicher, dass das keine Gnocchi werden. Deshalb ja der Schwenk auf die Spätzle. Naja, dass ich die versalze...
Aber der Rest war gut, stimmt.
@verboten gut und Heike,
ja aus Fehlern lernt man.
@Christophorus,
oh ja...die lieben Mitesser. Merken, dass du in der Küche total abkackst, du am Tisch mmit den Tränen kämpfst, dir jeden Bissen runterwürgst und finden genau die richtigen Worte: Schmeckt doch! Lecker!
Manchmal ist das Leben hart!
@pimpimella,
das wolltest du nicht wirklich sehen...lach...
@Kochtopf,
mir kann man das Kochen nicht so schnell verkümmeln! Niemals nicht!
@all,
Danke, dass ihr auch in Katastrophen-Zeiten bei mir seid!
Diesen Post habe ich mit grossem Interesse gelesen!!
Patzer beim Kochen für Gäste?
Mir auch schon passiert:(
Was hat mir geholfen?
Ich koche das gesamte Menu, was für einen gemütlichen Abend, mit Gästen geplant wird, zum Testen eine Woche zuvor. Dann habe ich genug Zeit, die Rezepte zu ändern.
LG Gisela
Toronto Canada
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