Sonntag, 12. Dezember 2010

Dekadenz aus vollen Backen...

Kommt das bei euch eigentlich auch mal vor, das ihr einfach nicht an euch halten könnt? Ich meine, dass ihr mal so richtig über die Strenge schlagt und das gute Gewissen und alle guten Vorsätze außer acht lasst?
Also bei mir ist das manchmal so.  Und dieses "Manchmal" war gestern.

Eigentlich sollte es ja am heutigen Sonntag mittag Lamm geben. Einmal in der Woche darf es dann schon ein gutes Stück Fleisch sein. (eigentlich wollte ich ja unseren Fleischkonsum minimieren, aber sonntags muss schon was gutes auf den Tisch)
Ich hatte am Freitag schon das Fleisch besorgt.
Da der Knochen schon ausgelöst war, wollte ich es füllen....
Nur daraus ist jetzt nichts geworden.

Und schuld hat der Herr Kampi. Der musste ja gestern mit mir unbedingt in die Metro fahren.
Na gut, der Einkauf war wieder mal fällig. Gibt es dort doch so einige Sachen, die wir hier in der Provinz nicht zu kaufen bekommen. Pastamehl z.B. oder diverse Spirituosen wie Pernod oder Portwein.

Und jetzt in der Vorweihnachtszeit haben die ihr Angebot ordentlich aufmunitioniert. Fleisch und Fisch sind schon voll auf die kommenden Weihnachtstage abgestimmt. Da kommt man leicht in Versuchung... sehr leicht!

Zu allererst zog es den Herrn Kampi wie magisch zur Frischfischtheke. Gut, dort zieht es ihn immer hin.
Und wie Magie muss dann auch die Dorade rose in unseren Einkaufswagen gewandert sein und das Salicorn,und der Stockfisch...


Über die Zubereitung der Dorade werde ich hier als nächstes noch erzählen und der Stockfisch ist zu Hause erst mal in den Frost gewandert. Den bekommt man nämlich in der Metro auch nicht oft zu kaufen.

Die übrigen Dinge, die auf meiner Einkaufsliste standen, wanderten dann auch in den Einkaufswagen, welcher schon wieder wie von Geisterhand das Fleischkühlhaus ansteuerte.
Und was lagen da alles für Köstlichkeiten. Sachen, die es hier auch nicht immer gibt. Wagyu-Fleisch zum Beispiel, oder einen ganzen Kotlettstrang vom Kalb. Aber da es ja bis zu den Feiertagen noch ein wenig hin ist, habe ich die schönen Stücke doch liegen gelassen.
Beim Rind hat der Herr Kampi zwar lautstark protestiert, aber ich habe ihn besänftigt indem ich ihm die Doradenzubereitung für den Abend garantierte.

Aber dann hab ich sie entdeckt... die Kalbsbäckchen. Die stehen doch schon so lange auf meiner Wunschkochliste. Ich konnte wirklich nicht widerstehen. Die mussten mit.
Wieder protestierte der Herr Kampi: "wir haben doch das Lamm für morgen."
Na, das ist doch kein Argument! Wer weiß, wann ich wieder mal an Kalbsbäckchen komme...
Das Lamm wandert also in den Frost und darf dem Rehrücken und dem Stockfisch Gesellschaft leisten.

Und weil ich nun so gar nicht widerstehen konnte und das ja nun auch egal war, hab ich gleich noch eine Kalbszunge mitgenommen.

Diese wurde in einem Kochsud mit Möhren, Zwiebeln, Lorbeer, Piment, Pfeffer und Salz etwa zwei Stunden gekocht und danach die derbe Haut abgezogen. In Scheiben geschnitten wurde sie dann einfach nur noch sanft in Butter angebraten.
Die Kalbsbäckchen hab ich gewürzt mit Salz und Pfeffer und scharf angebraten.


Danach etwas klein geschnittenens Gemüse (Möhren, Sellerie) und Schalottenspalten in die Pfanne gegeben, Tomatenmark mit angeröstet und mit etwas Port und Rotwein abgelöscht. Etwas Rinderfond angegossen und das ganze für knapp zwei Stunden in den Ofen geschoben.

Einen Spitzkohl hab ich in grobe Streifen geschnitten und in der Pfanne angebraten. Etwas Zitronenzeste zugegeben, gesalzen und mit Weißwein abgelöscht. Der Kohl braucht ja nicht sehr lange um gar zu werden.
In der Zwischenzeit hab ich noch ein Spitzmorchelrisotto zur Vollendung gebracht und ein paar Böhnchen blanchiert und in ausgelassenen Schinkenwürfel angeschwenkt.


In der Zwischenzeit waren die Bäckchen so zart geworden, dass man eigentlich  kein Besteck braucht. Das ist eigentlich ein Essen, welches Einzug in sämtliche Seniorenheime finden sollte.
Kräftige Sauce, guter Fleischgeschmack und eine Konsistenz die sogar die dritten Zähne überflüssig macht.

4 Kommentare:

Suse hat gesagt…

Und ich dachte immer, in der niedersächsischen Provinz sei es schwierig manche Zutaten zu bekommen...
Ich halte mir meinen Metzger warm und bekomme bei ihm mittlerweile alles Gewünschte auf Vorbestellung, in Neuland-Qualität.
Die Kalbszunge würde ich allerdings nichtmal da nehmen, ich komm da leider nicht gegenan ;o)

Fritz hat gesagt…

"Na, das ist doch kein Argument! Wer weiß, wann ich wieder mal an Kalbsbäckchen komme..." Genau! :-)))

Peter hat gesagt…

Da hätte ich auch nicht widerstehen können.

Freundin des guten Geschmacks hat gesagt…

Himmel, Herrgott wie lecker ist das denn?
Diesen Einkaufsrausch kann ich gut nachvollziehen. Wenn es die guten Dinge gibt, dann zugreifen.
Geht es Dir auch so, abends sitzt man dann zusammen und plant die nächsten Mahlzeiten durch.
Soll ich dies oder doch das Andere kochen, herrlich.