28 Südtirol-Aufenthalte (als Urlaub kann man das ja nicht mehr bezeichnen, sondern als Rückkehr) sprechen doch für sich.
Also pack ich Herrn Kampi ins Handgepäck...äh....er das "Handgepäck" und mich in den Kombi und wir düsen los.
Die Strecke ist uns mittlerweile sowas von vertraut. Ich könnte meinem Schatz die Augen verbinden und nur mit der Ansage...wir fahren jetzt auf der Strecke abc...wir sind jetzt da und da...da vorn ist die Mautstation...gleich kommt Burg sowieso rechts...oder Berg sowieso links...
Er würde im "Blindflug" ohne einen Zwischenfall über den Brenner finden.
Mit mir als Co-Pilot sowieso.
Und dann sitzen wir erwartungsvoll auf dem Waltherplatz in Bozen und warten auf die weiteren Teilnehmer.
Das Claus dabei sein würde, wusste ich (und so reiste er an). Alle anderen machen mich allerdings mehr als hibbelig und neugierig.
Eine Kochbuchautorin sollte dabei sein. Und Foodblogger auch. Mehr wusste ich nicht.
Die erste Begegnung. Gegenseitiges Abtasten. Vielleicht auch noch etwas Reserviertheit, welche sich sehr schnell legte.
Schon beim gemeinsamen Abendessen im Restaurant Löwengrube war nicht mehr viel davon zu spüren, dass wir uns gerade vor etwa drei Stunden erst kennengelernt haben. Wir hatten alle sofort gemeinsame Gesprächsthemen. Über das Bloggen an sich und das Event im Besonderen.
Nach einem Absacker fielen wir vollkommen fertig in unsere Betten im Stadthotel Citta. Es lag sicher an den vielen neuen Eindrücken, dass wir nicht wirklich schlafen konnten. Ein Hotel an einem der belebtesten Orte in Südtirol war eine ganz neue Erfahrung. Ziehen wir doch sonst eine Ferienwohnung im Grünen vor, wo unsere Blicke die ganze tolle Landschaft abgreifen können. Aber man soll ja im Leben immer mal wieder die Perspektiven wechseln.
Trotz der kurzen Nacht waren wir schon zum Frühstück erstaunlich fit und vollkommen offen, was uns denn noch tolles erwarten würde.
Wir stiegen alle in einen Bus und ab gings in rasanter Fahrt bei trübem Himmel quer durch Bozen, die MeBo entlang in die blühenden Apfelplantagen nach Andrian. Dort sollten wir jetzt also Spargel stechen?
Wir wurden schon erwartet. Von Toni Adami.
Wir haben uns schon oft mit Südtiroler Erzeugern unterhalten. Immer wieder ist uns dabei die Liebe zum Produkt und das Qualitätsbewusstsein besonders ins Auge gestochen. So auch hier. Toni und auch später Herr Höller kommen so richtig ins schwärmen, wenn sie uns erzählen, wie der Spargel angebaut, gestochen und für den Verkauf vorbereitet wird, dabei immer Nachhaltigkeit und die Umwelt im Blick. Jede Stange ist wertvoll und darf durch nichts auch nur den kleinsten Schaden nehmen. (wenn ich bedenke, wie lieblos bei uns der Spargel in den Büdchen am Straßenrand den ganzen Tag in der Sonne liegt)
Wer mochte konnte natürlich auch sein Glück und Geschick beim Aufspüren und Stechen des Spargels versuchen. Schnell wird allen klar, dass das ein sehr harter Job ist.
Nachdem uns unsere Fahrerin Heidi zur Kellerei Terlan gebracht hat, erfahren wir von Herrn Höller, dem Chef der Cantina, noch mehr über die fürsorgliche Arbeit am Produkt und die Vermarktung durch die Genossenschaft.
Eine kleine Führung durch die Weinkeller lässt uns auch mehr über den passenden Wein erfahren. Jetzt haben wir so richtig Lust auch zu verkosten...und ein kleines Hüngerchen stellt sich auch so langsam ein.
Heidi wirbelt also mit ihrem Kleinbus durch die engen Straßen bis ins benachbarte Siebeneich. In gemütlicher Runde wird gespeist, verkostet und über Gott und das Bloggen geschwätzt.
Zurück im Hotel haben wir ein wenig Zeit uns frisch zu machen und die Eindrücke zu verarbeiten. Vielleicht hat der ein oder andere auch einen kleinen Rundgang unter Bozens Laubengänge gemacht...wer weiß.
Doch viel Zeit ist nicht, denn unser Bus wartete schon wieder um uns zum Highlight des Events zu bringen. Die Residence Pergola in Algund.
Unterhalb des Waalweges, wie die alten Bewässerungskanäle hier heißen, liegt der vom Südtiroler Stararchitekt Mattheo Thun konzipierte Vorzeigebau. Schon mehrmals sind wir an dem Gebäudekomplex in den Jahren seit Erbauung vorbeigekommen und haben beobachtet, wie sich das Ensemble durch die verwendeten natürlichen Materialien und die Architektur mehr und mehr in die Landschaft eingefügt hat.. Was anfangs ungewöhnlich und fremd wirkte, ist jetzt Teil der Umgebung und eigentlich nicht mehr wegzudenken.
Endlich wurde uns auch ein Blick ins Innere gewährt. Das Konzept des Ganzen ist eher ungewöhnlich. Gibt es doch nichts, was ein Hotel so ausmacht. Keine Lobby, keine Hotelbar, kein Restaurant. Dafür großzügige Zimmer, die eigentlich eine Ferienwohnung sind. Natürliche Materialien. Die Terrasse jedes Appartments so groß wie der Wohnraum. Es mutet irgendwie wie Luxuscamping an.
Und hier wird jetzt gekocht.
Christina Richon, die Kochbuchautorin, hat ein Menü ausgearbeitet. Unterstützt werden wir von Josefa "Bepi" Pircher, Südtirols bester Hobby-Köchin.
In Gruppen aufgeteilt schälen, schnippeln, backen, rühren, pürieren, dämpfen, kochen, brutzeln, würzen, abschmecken und verkosten wir die verschiedensten Köstlichkeiten. Wir lernen die Bozner Sauce zu Spargel genau so schätzen, wie den optimalen Flammkuchenteig, den weltbesten Kochschinken, eine hammermäßige Passionsfrucht-Verbene-Vinaigrette zu Jakobsmuschel-Carpaccio oder Schüttelbrotbutter. Und die Vielfalt der Südtiroler Weine. Herrlich!
Ich kann eigentlich gar nicht so recht festlegen, was denn genau das Highlight des Abends war.
Oder doch?
Doch!
Das Highlight waren für mich die Persönlichkeiten, die hinter all den Menschen steckte, die wir kennenlernen durften.
Aber noch war unser gemeinsames Event ja nicht zu Ende.
Am Sonntagmorgen stiegen wir nach dem Frühstück wieder zu Heidi in den Bus. Das Wetter gestaltete sich jetzt besser. Der Himmel versprach aufzureißen.
Auf gings also an die Weinstraße. Wie vertraut war dem Herrn Kampi und mir das Ganze. Immer und immer wieder hat es uns doch in den letzten Jahren hierher verschlagen.
Unser Anlaufpunkt war das Winecenter in Kaltern, welches markant direkt an der Weinstraße steht. Der moderne Bau ist wirklich nicht zu übersehen. Herr Kampi und ich kennen noch die kleine Weinprobierstube, eher unscheinbar lag sie etwas abseits unterhalb des jetzigen Gebäudes.
Hansjörg Mair vom Tourismusverein Südtirols Süden, der uns schon am Freitag abend begleitet hatte, war ein guter Reiseleiter. Und vor allem ist er Südtiroler. Deshalb hatte er auch am Vormittag eine kleine "Reise" durch die Weine der Kellerei Kaltern organisiert. Die typischen und besten Weine wollten ja auch hier verkostet werden. Im Glas hatten wir Weißburgunder und die autochthonen Sorten Vernatsch und Lagrein.
Auf dem Platz vor dem Winecenter herrschte an diesem Sonntag vormittag ordentlich Betrieb. Es war Weinwandertag und die Stände der einheimischen Erzeuger waren gut besucht.
Hansjörg musste uns unbedingt noch diehöchstgelegene Sektkellerei vorstellen. Arunda. Aus Mölten. Und natürlich auch den Chef dazu.
Die Sekte werden nach der traditionellen Champagner-Methode hergestellt, was wir auch gleich verkosten und beurteilen sollten.
Leider blieb uns nicht viel Zeit, da wir ja noch an den Kalterer See wollten. Dort war schon unser Mittagsmenü für uns bestellt.
Mittlerweile riss der Himmel gänzlich auf. Mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel wurden wir im Gretl am See erwartet.
Mit einem köstlichen Mahl und wunderbaren Weinen neigte sich unsere Genussreise dem Ende.
Die Verabschiedung fiel schwer. Mit einer Träne im Knopfloch ließen wir alle ziehen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön:
Zuerst an Vera von Hansmann-PR, die das Event toll organisiert und immer den vollen Überblick hatte.
An Angelika und Judith von NEFF: Danke, dass wir dabei sein durften.
Danke auch an Hansjörg, Christiane und Bepi von Südtirols Süden. Wir kommen wieder, auf jeden Fall. Und dann sehen wir uns!
Liebe Christina, auch an dich ein ganz lieber Dank. Es war toll mit dir zu kochen. Ich freu mich auf ein Wiedersehen.
Und dann noch liebe Grüße an alle, die dabei waren, die wir kennenlernen durften. Danke für die netten Gespräche: Claus, Ariane, Sophia, Ailine, Theo, Andreas, Carsten und Miriam
Und liebe Grüße und vielen Dank an die Kellerei Terlan, besonders an Toni Adami und Herrn Höller.
Wir waren die einzigen, die dieses Paradies noch ein wenig länger genießen konnten. Um zwei Tage hatten wir unseren Aufenthalt verlängert.
Wir wanderten noch am Sonntag nachmittag auf die Burgruine Hocheppan. Wir entdeckten den Wasserfall in Salurn. Wir fuhren mit der Mendelbahn hinauf auf den Pass und schauten von oben auf die Wolken und hinunter nach Kaltern.Wir genossen die Tour von den Montiggler Seen durch das Frühlingstal bis zum Kalterer See. Wir freuten uns, unseren Freund Marcus in der Kellerei Brigl wiederzusehen. Die köstlichsten Weine haben wir verkostet. Den besten Bauernspeck haben wir bei unserem Lieblings-Metzger Windegger eingekauft. Käse, Salami, Schüttelbrot, alles musste wieder mit.
Wir haben jede Minute Südtirol eingeatmet, in unseren Gedanken abgespeichert und mit nach Hause genommen.
Herrlich wars.
6 Kommentare:
Sollte dieser Reisebericht Sehnsucht erwecken? Gelungen. Danke für die vielen Tipps. Irgendwie will ich jetzt einfach in mein Auto springen und losfahren...
Genau das war der Plan! Also auf! Los gehts!
Bin ja sonst immer in Südtirol in den höheren Regionen unterwegs. Aber bei den An-und Abfahrten wird immer im Tal Zeit eingeplant für die lokalen Köstlichkeiten. Und wenigstens 1 Tag Bozen - das muss immer sein. Schön ist die Apfelblüte im Frühjahr, einfach herrlich, sehe ich sonst nicht. Und das man dort Spargel anbaut, auch das ist mir neu.
Ein wunderbarer Reisebericht - das Kochen überlasse ich dennoch gerne Dir allein. Danke, dass ich zu den Gewinnern des Senfes zähle, bin gespannt....
VG, CK
Hallo Sandra
hab jetzt fleissig alles von vorne bis hinten gelesen und muss sagen, das klingt wirklich nach einem ganz tollen Ländchen - doppelgrins.
Bin sehr glücklich, hier in unserem schönen Südtirol zu leben und freue mich aber auch immer, wenn es anderen hier bei uns so gut gefällt. Du könntest zusätzlich zum Kochen auch noch Reiseberichte schreiben - wirklich, man bekommt sofort Lust, loszustarten und man spürt auch eure grosse Liebe für unser schönes Südtirol. GLG aus Riffian, Siglinde
Und würde mich mal freuen, euch kennenzulernen.
Beneidenswert, Sandra - aber Dir sei es gegönnt!
So wars! Und Sonntag Mittag hab´ ich ja echt noch was verpasst...
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